Der Ifo-Index für die deustche Konjunkturerwartung sinkt erneut. Das Institut erwartet für Deutschland dennoch vorerst keine Rezession
München. Die Schuldenkrise, der Kursrutsch an den Aktienmärkten und Rezessionsängste haben die Stimmung der deutschen Firmenchefs so stark getrübt wie seit Beginn der Finanzkrise vor fast drei Jahren nicht mehr. Der Ifo-Geschäftsklimaindex brach überraschend um 4,2 auf 108,7 Punkte ein, teilte das Münchner Ifo-Institut gestern mit. Das war der größte Rückgang seit November 2008, als nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers die schwerste Rezession seit Ende des Zweiten Weltkriegs folgte.
"Die deutsche Wirtschaft kann sich den weltweiten Turbulenzen nicht entziehen", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Die befragten 7000 Manager bewerteten sowohl ihre Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate deutlich schlechter, wodurch das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr sank. Eine Rezession befürchtet das Institut aber nicht. "Die Firmen haben schon noch Auftragspolster, und nicht jede Abkühlung mündet in einer Rezession. Aber der Aufschwung verlangsamt sich sehr deutlich", sagte Ifo-Experte Klaus Abberger. Ähnlich sieht dies Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP): "Der Aufschwung setzt sich fort, weltweit und in Deutschland. Das Expansionstempo wird allerdings ruhiger werden."
Das Geschäftsklima trübte sich in allen maßgeblichen Sektoren ein: von der Industrie über den Groß- und Einzelhandel bis hin zu den Dienstleistern und dem Baugewerbe. Sorge bereitet den Unternehmen vor allem die Schuldenkrise in Europa und den USA, die zu höheren Steuern und geringeren Staatsausgaben zwingt. "Die USA sind der Knackpunkt für die Weltwirtschaft", sagte Abberger angesichts der lahmen Konjunktur in der weltgrößten Volkswirtschaft.