Nach der Energiewende stimmt der Konzern auf einen Abbau von Arbeitsplätzen ein: Mehr als jede zehnte Stelle soll wegfallen.

Düsseldorf/Hannover. Nach der Ankündigung von Eon, weltweit bis zu 11 000 Jobs zu streichen, geht auch in Niedersachsen die Angst vor einem massiven Jobabbau um. Die Industriegewerkschaft Bergbau Chemie Energie (IG BCE) versuchte am Mittwoch, die Kollegen bei der Kraftwerkstochter von Deutschlands größtem Energiekonzern in Hannover zu beruhigen. „Die Messe ist noch nicht gelesen, erst im Spätherbst fällt die Entscheidung“, betonte ein Sprecher.

Zugleich warnte die IG BCE vor einem möglichen Kahlschlag: „Mit einem simplen Sparprogramm zulasten der Beschäftigten ist es nicht getan.“ Landes- und Kommunalpolitiker sehen ebenfalls akuten Gesprächsbedarf.

Viele Mitarbeiter des Düsseldorfer Strom- und Gasriesen wüssten nach wie vor nicht genau, was auf sie zukommen könnte, bemängelte die Energiegewerkschaft. Der Vorstand erwägt mittelfristig den Abbau von knapp einem Achtel aller Arbeitsplätze, vor allem die Verwaltung soll angesichts des beschleunigten Atomausstiegs gestrafft werden. Neben Hannover könnten auch Essen und München betroffen sein.

Eon-Chef Johannes Teyssen wollte zu den geplanten Kürzungen zunächst keine Details nennen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi betreibe mit ihren Angaben, dass drei von fünf wegfallende Stellen in Deutschland angesiedelt seien, „reine Spekulation“. Schon bald solle die Belegschaft in den Niederlassungen informiert werden.

Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD) sorgt sich um den Standort in der Landeshauptstadt. „Das sind höchst alarmierende Nachrichten aus der Konzernzentrale“, erklärte er mit Blick auf die jüngste Sitzung des Eon-Aufsichtsrats. „Dass plötzlich jeder achte Arbeitsplatz verzichtbar sein soll, kann ich mir für ein gut geführtes Unternehmen eigentlich nicht vorstellen.“ Die Stadt werde nun den direkten Kontakt zur Konzernspitze suchen.

Auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) wandte sich inzwischen an das Eon-Management. „Wir sind an einem möglichst weitgehenden Erhalt der Arbeitsplätze interessiert“, betonte er. Welches konkrete Ausmaß die Sparpläne im Nordwesten hätten, sei noch nicht geklärt.

Der Vizechef der CDU-Landtagsfraktion, Dirk Toepffer, kritisierte die Informationspolitik der Eon-Spitze: Nach Jahren satter Gewinne müsse der Konzern auch an die Interessen der Beschäftigten denken. Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Linken, Ursula Weisser-Roelle, appellierte an Eon, seine Tochter in Hannover nicht zu schließen. Dies wäre „ein schwerer Schlag“.

Weil sich Eon trotz wochenlanger Gerüchte in Schweigen gehüllt hatte, verlangte die IG BCE „einen offenen und fairen Prozess zwischen Unternehmensführung und Arbeitnehmervertretern“.

Das Vorstandskonzept werde genau unter die Lupe genommen, hieß es aus der Gewerkschaftszentrale in Hannover. Man werde nicht zulassen, dass die Jobs allein Einsparvorstellungen und den Interessen des Kapitalmarkts an einer schlankeren Struktur von Eon zum Opfer fallen.

Verdi läuft Sturm gegen die Einschnitte: „Wir verurteilen, dass der Konzern die Veränderungen der Rahmenbedingungen, die durch Ertragseinbußen notwendig geworden sind, überproportional auf dem Rücken der Beschäftigten austragen will“, sagte Bundesvorstand Erhard Ott. Auch der Konkurrent RWE plant, sich wegen sinkender Gewinne neu aufzustellen.

Laut Eon sind betriebsbedingte Kündigungen nicht auszuschließen. Bestehende Vereinbarungen zur Sicherung der Arbeitsplätze sind nach Verdi-Angaben bis Ende 2012 befristet. Die Gewerkschaft fordert jetzt einen Ausschluss von Kündigungen über diesen Zeitpunkt hinaus. (abendblatt.de/dpa)

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