Das Ansehen ist im Keller, der Spott wegen der Skandale lässt nicht nach. So viele wie nie versichern sich lieber selbst - im Internet.

Düsseldorf. Das Ansehen von Vertretern der Ergo-Versicherung hat einer Studie zufolge stark unter den jüngsten Skandalen um eine Sex-Party und falsch berechnete Riester-Verträge gelitten. Jeder vierte Deutsche wolle ungern von den Vertriebsmitarbeitern beraten werden, berichtete das „Handelsblatt“ unter Berufung auf eine repräsentative Umfrage der Beratung Faktenkontor und des Marktforschers Toluna.

60 Prozent der Befragten, die Ergo ablehnen, befürchten der Studie zufolge, dass die Vertreter sie falsch beraten. Jeder zweite von ihnen bezweifle zudem, dass es Ergo gelinge, das Kundenvertrauen wieder herzustellen.

Die Skandale des Versicherungskonzerns Ergo beschäftigen auch den Versicherungsombudsmann. „Die Leute sind schon sauer, das merkt man“, sagte der Leiter der Schlichtungsstelle, Günter Hirsch, dem Tagesspiegel. Er bekomme immer wieder Beschwerden, die mit dem Thema „Lustreisen der Vermittler auf Kosten der Kunden“ garniert seien, sagte der Jurist. „Etwa wenn sich jemand über die seiner Meinung nach zu niedrige Überschussbeteiligung in der Lebensversicherung beklagt und schreibt, das Geld sei wohl statt auf die Konten der Kunden in die Finanzierung der Sexpartys geflossen.“ Einen Regelkatalog, den sich Ergo gegeben hat und den nun jeder Vertreter unterzeichnen muss, hält er für sinnvoll. „Solche Selbstverpflichtungen haben schon ihren Sinn: Sie rücken Dinge ins Bewusstsein, die man zwar eigentlich wissen müsste, die aber vielleicht nicht präsent genug sind“, sagte Hirsch.

Unterdessen wurde bekannt, dass zwei Millionen Bundesbürger bereits eine Versicherung per Internet abgeschlossen haben – doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Brachenverbandes Bitkom hervor. „Auffällig ist, dass sich vor allem ältere Menschen online versichern“, sagte Vizepräsident Heinz Paul Bonn. Überproportional häufig nutzen demnach Senioren ab 65 Jahren die Angebote. Besonders reine Direktversicherer profitierten vom Netz. Dank eines schlanken Vertriebs per Internet könnten sie besonders günstige Tarife anbieten. Bei machen Policen sei aber eine persönliche Beratung wichtig, etwa bei Krankenversicherungen.

Besonders gut geeignet für den Online-Vertrieb seien Policen mit weitgehend standardisierten Leistungen wie Reiseversicherungen, Autoversicherungen oder Rechtsschutzversicherungen. Insbesondere reine Direktversicherer nutzen das Internet als Plattform. Dank eines schlanken Vertriebs per Internet können sie besonders günstige Tarife anbieten. Aber auch viele etablierte Versicherungskonzerne bieten beim Online-Abschluss vergünstigte Konditionen an.