RWE plant drei Vertriebstöchter zu verkaufen um Finanzspielraum auszuweiten. Es werden keine Auswirkungen auf Strompreise erwartet

Koblenz. Der Bundesverband der Energie-Abnehmer (VEA) erwartet trotz der jüngsten Berichte über Spar- und Verkaufspläne der Branchenriesen Eon und RWE keine Entspannung der Strompreise. Selbst wenn die Konzerne ihre Verwaltung strafften oder fehlende Einnahmen aus der Kernenergie durch Beteiligungsverkäufe ausglichen, sei die Finanzierung des Netzausbaus in Deutschland noch nicht geklärt, sagte VEA-Geschäftsführer Volker Stuke. Die Kosten für Milliarden-Investitionen in neue Trassen und Erdverkabelung zum Transport von mehr Ökostrom dürften darum „letztlich an den Kunden hängen bleiben“, betonte er.

Hintergrund: Aufgrund der Atomwende geraten die Energiekonzerne immer stärker unter Druck. Auch der Energierise RWE muss schwere Verluste in Kauf nehmen und plant nun Gegenzusteuern: So prüft RWE laut einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ den Verkauf mehrerer Tochterfirmen für den Vertrieb von Strom und Gas. So sollen die Frankfurter Süwag Gruppe, der Saarbrücker Versorger VSE und die Koblenzer Elektrizitätswerke veräußert werden um dem Unternehmen wieder Geld in die Kasse zu spülen, berichtete das Blatt am Dienstag. RWE kommentiert den Bericht nicht. Auch die VSE will sich nicht äußern: „Das ist reine Spekulation und Aktionärsangelegenheit“, sagte eine Sprecherin in Saarbrücken und verweist auf die RWE-Konzernzentrale.

Zurzeit ist die RWE-Führungsspitze auf der Suche nach verkaufsfähigen Töchtern, um den Finanzspielraum des Konzerns zu sichern. Vorstandschef Jürgen Großmann hat die Trennung von Beteiligungen im Wert von acht Milliarden Euro angekündigt. Dem Aufsichtsrat will er bei einer außerordentlichen Sitzung am kommenden Montag seine Pläne präsentieren. An den zum Verkauf stehenden Regionaltöchtern hält RWE laut „FTD“ Mehrheiten bis zu 78 Prozent, zudem sind jeweils die Kommunen beteiligt. Realisiert werden konnte erst ein kleiner Teil des RWE-Verkaufsprogramms. So gehen knapp 75 Prozent der Hochspannungstochter Amprion für 700 Millionen Euro an ein Konsortium von Finanzinvestoren. Verkauft wurden auch der Pipelinebetreiber Thyssengas und Anteile am Kohlekraftwerk Rostock. (abendblatt.de/dpa)