ThyssenKrupp plant offensichtlich seine Marinetochter mit der französischen DCNS zusammenzulegen. Blohm + Voss soll aufgeteilt werden.

Hamburg. Deutschland und Frankreich planen einem Medienbericht zufolge ihren Militärschiffbau zusammenzulegen. Zwar ist der deutsche ThyssenKrupp-Konzern noch immer offiziell auf der Suche nach einem Partner für seine Marinetochter, aber Gespräche mit der französischen DCNS wären schon aufgenommen, wie die "Financial Times " berichtet. Erst Anfang Juli scheiterten die Verhandlungen über eine Allianz mit dem arabischen Werftenkonzern Abu Dhabi Mar: „Innerhalb des langen Verhandlungszeitraums haben sich die politischen Rahmenbedingungen im Mittleren Osten geändert“, hieß es zur Begründung.

Jetzt sollen die Gespräche mit den Franzosen eine langfristige Perspektive für das Unternehmen bieten. ThyssenKrupp könne sich ein "EADS der Meere" vorstellen. Auch die Airbus-Mutter EADS ist eine deutsch-französische Gemeinschaftsproduktion. Nach der Sommerpause soll es zu Gesprächen mit den Regierungen in Berlin und Paris kommen. Allerdings streitet die ThyssenKrupp-Werftentochter den Bericht der "Financial Times" ab, es gäbe keine Fusionsgespräche mit DCNS. „Darüber hinaus sind auch keine Termine für Gespräche mit DCNS geplant.“, heißt es von Unternehmensseite. Unter Berufung auf einen Insider hatte die Zeitung berichtet, der französische Botschafter habe bereits erste Kontakte mit ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme geknüpft. Auch das Management von DCNS, dem daran beteiligten Thales-Konzern und von ThyssenKrupp Marine Systems sei bereits eingebunden. Auch Thales lehnte allerdings jeden Kommentar ab. ThyssenKrupp verwies auf schon bestehende Zusammenarbeit mit DCNS, etwa bei der Entwicklung und Lieferung von Torpedos. Sowohl ein Sprecher der Bundesregierung lehnte eine Stellungnahme ab, als auch das Wirtschaftsministerium, dass lediglich mitteilte, die Entwicklung in der Maritimwirtschaft aufmerksam zu verfolgen. Auch mit Blick auf die Interessen der deutschen Arbeitnehmer.

In dem geplanten Joint Venture sollten Korvetten und Fregatten unter anderem in Länder in Nordafrika verkauft werden. Im europäischen Marineschiffbau wird seit Jahren eine Konsolidierung erwartet. Auch zwischen Frankreich und Deutschland war schon vor Jahren über eine Zusammenlegung gesprochen worden, doch die Frage, wer im Falle eines Gemeinschaftsunternehmen das Sagen haben wird, beendete diese Diskussionen.

Zudem berichtet das Hamburger Abendblatt exklusiv darüber, dass ThyssenKrupp auch seine Traditionswerft Blohm + Voss aufspalten will. Der Konzern verhandelt mit einem englischen Finanzinvestor über den Verkauf des zivilen Geschäfts des Schiffbauunternehmens. Dieser Bereich – dazu gehören der Schiffbau, die Reparatur und die Maschinenbausparte – beschäftigt gut 1.400 Menschen. Den militärischen Bereich, Blohm + Voss Naval mit rund 500 Mitarbeitern, will der Düsseldorfer Konzern vorerst weiterführen. (abendblatt.de/Reuters)