ThyssenKrupp treibt Schuldenabbau voran. Auch das Rating des Unternehmens soll verbessert werden. Aktienkurse brechen ein.
Düsseldorf/Frankfurt. Ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt treibt ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger den Schuldenabbau voran. Der Konzern brachte am Donnerstag den Verkauf eines Aktienpakets von 9,6 Prozent auf den Weg, das der größte deutsche Stahlkonzern in den vergangenen Jahren erworben hatte. Finanzkreisen zufolge könnte ThyssenKrupp für die Papiere fast 1,7 Milliarden Euro kassieren. Nach der Kostenexplosion beim Bau neuer Stahlwerke in Brasilien und den USA steht das Unternehmen mit 6,5 Milliarden Euro in der Kreide. Wegen der hohen Verschuldung hatte die Ratingagentur Standard & Poor’s die Kreditwürdigkeit von ThyssenKrupp auf Ramschstatus herabgestuft.
„Die Reduzierung der Schulden hat oberste Priorität“, hatte Hiesinger nach seinem Amtsantritt Ende Januar angekündigt. Der ehemalige Siemens-Manager will das Technologiegeschäft mit Aufzügen, dem Anlagenbau, Kriegsschiffen und U-Booten stärken, nachdem unter seinem Vorgänger Ekkehard Schulz der Löwenanteil der Investitionen in die Stahlsparte geflossen war. Hiesinger will zudem binnen anderthalb Jahren Unternehmensbereiche mit einem Umsatz von zehn Milliarden Euro und 35.000 Mitarbeitern abstoßen. Derzeit treibt ThyssenKrupp die Trennung von seiner Edelstahlsparte voran. Der geplante Verkauf der Hamburger Werftentochter Blohm + Voss an die arabische Schiffbaugruppe Abu Dhabi Mar war hingegen in der vergangenen Woche geplatzt.
THYSSENKRUPP WILL RATING VERBESSERN
Das Paket von 49,5 Millionen Aktien solle zu einem Preis zwischen 32,95 bis 33,95 Euro je Aktie noch am Donnerstag bei Investoren untergebracht werden, sagte ein mit der Transaktion vertrauter Banker der Nachrichtenagentur Reuters. Dem Konzern Unternehmen würden damit 1,63 bis 1,68 Milliarden Euro in die Kasse fließen. ThyssenKrupp beauftragte Commerzbank, Deutsche Bank und HSBC Trinkaus mit dem Verkauf. Die Aktie hatte am Mittwoch den Handel mit 34,75 Euro beendet, rutschte aber nach der Ankündigung der Platzierung am Donnerstag mehr als fünf Prozent auf 32,90 ab. „Das wird die Aktie nur kurzfristig unter Druck bringen“, sagte ein Händler. Dauerhaft sei der Verkauf des Aktienpakets keine Belastung.
Analysten begrüßten den Aktienverkauf. Die Reduzierung der Schulden trage dazu bei, die Refinanzierungskosten zu senken und von den Ratingagenturen eine bessere Bewertung zu erhalten. Das Aktienpaket stammt aus drei Rückkaufprogrammen aus den Jahren 2006 und 2008. ThyssenKrupp hätte die Papiere auch als Akquisitionswährung einsetzen oder damit Übernahmegelüste von Konkurrenten abwehren können. Bollwerk gegen eine Übernahme ist aber auch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die von der 97-jährigen Unternehmerlegende Berthold Beitz geführt wird. Die Stiftung hält rund 25 Prozent an ThyssenKrupp.
Die Ankündigung, hat den Kurs des größten deutschen Stahlproduzenten allerdings einbrechen lassen. Zum Börsenauftakt am Donnerstag verlor die ThyssenKrupp-Aktie rund fünf Prozent an Wert. Der Essener Konzern hatte am Mittwochabend angekündigt, er werde fast 50 Millionen ThyssenKrupp-Aktien aus Eigenbesitz an institutionelle Anbieter verkaufen. Dem Unternehmen dürften damit rund 1,7 Milliarden Euro zufließen, die vor allem der Reduzierung der Nettofinanzschulden dienen sollen. ThyssenKrupp sitzt auf einem Schuldenberg von etwa 6,5 Milliarden Euro. (abendblatt.de/Reuters/dapd)