Wegen dem vorzeitigen Atomausstieg rutscht Stromversorger EnBW tief in die roten Zahlen. EnBW rechnet mit Verlust von 590 Millionen Euro.

Karlsruhe. Der baden-württembergischen Stromversorger EnBW rutscht im ersten Halbjahr tief in die roten Zahlen. Grund ist der staatlich verfügte Atomausstieg. Wegen immensen Sonderabschreibungen erwartet der Vorstand jetzt unter dem Strich einen Verlust von 590 Millionen Euro. Das teilte der drittgrößte deutsche Stromversorger am Donnerstag in Karlsruhe mit. Zu EnBW gehören die Kernkraftwerke Neckarwestheim I und II sowie Philippsburg I und II. Die beiden Blöcke mit der Nummer I wurden im Zuge des von der Regierung verhängten Atommoratoriums stillgelegt.

Der frühere Rückbaus der Atommeiler schlägt entsprechend negativ zu Buche. Auch müssten die im Reaktor befindlichen Kernbrennelemente abgeschrieben werden. Vor Zinsen und Steuern werde es deshalb im ersten Halbjahr voraussichtlich einen Verlust von 600 Millionen Euro geben. Zudem belasten den Konzern Wertberichtigungen aus Beteiligungen an dem niedersächsischen Partner EWE in Höhe von 370 Millionen Euro und dem österreichischen Stromunternehmen EVN in Höhe von 245 Millionen Euro. Die EVN-Beteiligung soll verkauft werden. Das um die Einmaleffekte bereinigte EBIT liege bei rund 875 Millionen Euro – und damit „erwartungsgemäß“ rund 24 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Halbjahresbericht des Konzerns mit weiteren Zahlen wird am Freitag nächster Woche veröffentlicht.

Schon länger arbeitet die sehr stark auf Atomkraft fokussierte EnBW an einem Strategiewechsel. Eine Stellungnahme bezüglich ihrer Pläne im Gas-Geschäft mitzumischen gab es nicht. Die Karlsruher wollen offenbar mit dem russischen Gasproduzenten Novatek kooperieren. Nach Informationen aus unternehmensnahen Kreisen steht der Konzern möglicherweise schon kurz vor dem Abschluss des Geschäfts. EnBW soll den Russen eine Beteiligung am Leipziger Gasgroßhändler Verbundnetz Gas (VNG) angeboten haben. Bis zu einem Viertel des 48-Prozent-Pakets wolle die EnBW an Novatek weiterreichen – und im Gegenzug günstig Gas beziehen. (abendblatt.de/dpa)