Billigtochter Netto expandiert kräftig. Supermarktkette will Tausende neue Jobs schaffen. Der Umsatz soll um drei Prozent steigen.
Hamburg. Deutschlands größte Supermarktkette Edeka setzt ihren Angriff auf die Discounter Aldi und Lidl fort. In den kommenden Jahren wollen die Hamburger das Filialnetz ihrer Tochter Netto Marken-Discount von gut 4000 auf rund 5000 Geschäfte ausbauen, wie der Edeka-Vorstandsvorsitzende Markus Mosa gestern bei der Vorstellung der Bilanz sagte. Allein in diesem Jahr sollen 250 neue Netto-Geschäfte hinzukommen. Zudem will der Konzern rund 200 neue Edeka-Märkte eröffnen. Der Umsatz soll im Jahr 2011 um rund drei Prozent steigen.
"Die Beseitigung von weißen Flecken auf der Landkarte steht bei uns an vorderer Stelle", betonte Mosa. Vor allem in Nordrhein-Westfalen und im Raum München habe das Unternehmen noch erheblichen Nachholbedarf. Er räumte ein, dass die Ziele von Edeka angesichts eines regional bereits vorhandenen Überangebots im deutschen Lebensmittelmarkt "ambitioniert" seien. "Aber wir sind fest überzeugt davon, dass es gute Erfolgschancen für die richtigen Geschäftskonzepte gibt."
Die Edeka-Tochter Netto Marken-Discount war durch die Übernahme des Konkurrenten Plus im Jahr 2009 zu einer der größten Billigketten in Deutschland aufgestiegen und hatte 2010 das Filialnetz mit 267 neuen Geschäften ausgebaut. Die aggressive Expansionsstrategie des Unternehmens stieß allerdings auf erheblichen Widerstand der Mitarbeiter. Hamburger Beschäftigte klagten über eine massive Arbeitsbelastung und rigide Sparmaßnahmen. Die Gewerkschaft Ver.di warf der Kette vor, die Expansion auf dem Rücken der Beschäftigten voranzutreiben.
"Die Anforderungen an neue Mitarbeiter bei Netto waren sicherlich sehr hoch", räumte Mosa gestern ein. Auch seien bei der Integration der Plus-Märkte unterschiedliche Unternehmenskulturen und Vergütungssysteme aufeinandergestoßen. Wirtschaftlich sei die Übernahme aber ein voller Erfolg. So würden die umgeflaggten Plus-Filialen heute im Schnitt zehn Prozent mehr Umsatz erwirtschaften als vor der Umstellung auf das Netto-Konzept.
Insgesamt konnte die Discounttochter im vergangenen Jahr ihren Umsatz um 4,3 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro steigern. Die gesamte Edeka-Gruppe erhöhte ihre Erlöse im Lebensmittelhandel um 3,9 Prozent auf 39,1 Milliarden Euro. Der Hamburger Konzern wuchs damit deutlich stärker als der übrige Markt, der laut der Marktforschungsgesellschaft GfK 2010 lediglich um 1,2 Prozent zulegen konnte. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) der Edeka-Zentrale und der Regionen stieg von 714 auf 868 Millionen Euro. Der überproportionale Anstieg entstand auch durch den Wegfall hoher Investitionen für die Plus-Filialen, die das Ergebnis 2009 noch belastet hatten.
Für die positive Umsatzentwicklung waren neben der Discountsparte vor allem die selbstständigen Edeka-Kaufleute verantwortlich, die den Kern des genossenschaftlich organisierten Verbunds bilden. Mit ihren 6200 Supermärkten erwirtschafteten sie ein Erlösplus von 8,4 Prozent auf gut 18 Milliarden Euro. Ihre Umsatzrendite stieg leicht auf 4,16 Prozent. Der Expansionskurs des Unternehmens schlug sich auch in der Schaffung neuer Jobs nieder. So erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten konzernweit um rund 12 000 auf 302 000. Auch in diesem Jahr werden nach Angaben eines Edeka-Sprechers wieder mehrere Tausend neue Arbeitsplätze durch die Eröffnung neuer Märkte entstehen.
Schlechte Nachrichten gibt es allerdings für die Verbraucher: Sie müssen sich auf höhere Preise für Lebensmittel einstellen. "Wir erwarten dieses Jahr eine Inflation von mindestens zwei Prozent, vielleicht noch etwas darüber", sagte der für den Einkauf zuständige Vorstand Gert Schambach. Man werde sich zwar bemühen, die Kostensteigerungen in Grenzen zu halten, doch Rohstoffe und Energie würden für die Händler immer teurer.
Keine konkreten Pläne hat Edeka derzeit für den Handel mit Lebensmitteln im Internet. "Wir beobachten aufmerksam die Aktivitäten unserer Wettbewerber", sagte Vorstandschef Mosa. Frische Nahrungsmittel seien aber keine Bücher, die man ohne Probleme in einem Paket versenden könne. Zuletzt hatte die Supermarktkette Rewe probeweise die Bestellung von Lebensmitteln im Netz gestartet. Zuvor war auch der weltgrößte Internethändler Amazon in dieses Geschäft eingestiegen.