Japans Regierung schätzt die Kosten auf mehr als 200 Milliarden Euro. Allein Munich Re rechnet mit Belastung von rund 1,5 Milliarden Euro.

Tokio/Hannover. Das Erdbeben und der Tsunami in Japan entwickeln sich zur bislang teuersten Naturkatastrophe. Nach Schätzungen der Regierung in Tokio könnten sich die Kosten auf 16 bis 25 Billionen Yen (139 Milliarden bis 218 Milliarden Euro) belaufen. Das Wirtschaftswachstum in Japan würde dadurch in diesem Jahr um 0,5 Prozent schrumpfen. Aber auch deutsche Rückversicherer sind betroffen: Die Hannover Rück rechnet mit einer Belastung von 250 Millionen Euro, die Munich Re mit rund 1,5 Milliarden Euro.

Die Schätzungen der japanischen Regierung zu den Kosten der Schäden durch das Erdbeben und den Tsunami an Gebäuden, Infrastruktur und Geschäften im Nordosten des Landes liegen deutlich über denen anderer Institutionen. Die Weltbank erklärte am Montag, sie rechne mit Kosten von 235 Milliarden Dollar (166 Milliarden Euro), die Investmentbank Goldman Sachs schätzte 200 Milliarden Dollar (141 Milliarden Euro).

Das Beben der Stärke 9,0 und der nachfolgende Tsunami am 11. März verwüsteten die Nordostküste Japans und führten zu einem schweren Unfall im Atomkraftwerk Fukushima, der noch andauert. Seither wurden Zehntausende Menschen aus dem Gebiet in Sicherheit gebracht, Stromrationierungen verhängt, viele Fabriken wurden geschlossen, wichtige Eisenbahnverbindungen sind unpassierbar.

Kosten für den Stromausfall noch nicht eingerechnet

In den japanischen Schätzungen sind noch nicht die Kosten durch den Stromausfall in der Folge des Ausfalls des Atomkraftwerks Fukushima eingerechnet. Sollten die Gesamtschätzungen auch nur in etwa stimmen, dann wäre die Naturkatastrophe in Japan noch deutlich teurer als Hurrikan „Katrina“, der 2005 New Orleans und umliegende Gebiete verwüstete und 125 Milliarden Dollar (88 Milliarden Euro) an Schäden verursachte.

Der Rückversicherer Hannover Rück erklärte am Mittwoch, eine verlässliche Aussage für einen Gesamtmarktschaden für die Versicherungswirtschaft sei aufgrund der Komplexität des Ereignisses noch nicht möglich. Daher sei eine Bewertung der Schadenshöhe noch mit viel Unsicherheit behaftet. Am Dienstagabend hatte der gemessen am Prämienaufkommen weltgrößte Rückversicherer Munich Re mitgeteilt, dass er nach einer vorläufigen Schätzung für das Erdbeben und den Tsunami in Japan mit Schadenzahlungen in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro rechne. Das Gewinnziel von rund 2,4 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2011 könne der Münchener DAX-Konzern daher nicht mehr aufrechterhalten.