Airbus bekommt eine Großbestellung aus den USA. Allerdings gibt es Zeitgleich die erste Abbestellung des Riesenfliegers A380.

New York. Noch vor wenigen Wochen entschied Boeing das Rennen um die Vergabe des Großauftrags, Tankflugzeuge für die US-Streitkräfte zu bauen, für sich. Nun hat aber Airbus ausgerechnet aus den USA, dem Mutterland des Erzrivalen Boeing, eine Bestellung über insgesamt 100 Mittelstreckenjets bekommen. Die weltgrößte Flugzeug-Leasingfirma ILFC setzte die nach Listenpreisen rund 9,4 Milliarden Dollar schwere Order für Maschinen der runderneuerten A320neo-Familie ab.

Ein Wermutstropfen bleibt allerdings, denn ILFC zog am Dienstag im gleichen Atemzug einen Auftrag über zehn doppelstöckige A380 wieder zurück. Für Airbus ist es das erste Mal, dass ein Kunde den A380 abbestellt. Schon vor knapp zwei Jahren hatten die Amerikaner mit dem Gedanken gespielt, jetzt setzten sie ihn in die Tat um. Sie begründeten dies mit der gestiegenen Nachfrage nach kleineren Flugzeugen.

Airbus-Manager John Leahy sieht dadurch jedoch keine Probleme auf den europäischen Hersteller zukommen. "Die A380 ist ein langfristiges Programm. In den nächsten 20 Jahren sehen wir einen Marktbedarf von über 1300 Verkehrsflugzeugen im Segment der Supergroßraum-Flugzeuge“, sagte Leahy. "Allein in diesem Jahr haben wir schon zwei A380-Neukunden hinzugewonnen, und die Nachfrage ist ungebrochen.“

Für Airbus bleibt unterm Strich ein Auftragsplus von etwa 5,6 Milliarden Dollar nach Listenpreisen. Allerdings sind satte Rabatte bei derart großen Bestellungen üblich. Auch Boeing dürfte hohe Nachlässe eingeräumt haben – ILFC bestellte beim Airbus-Rivalen zeitgleich 33 Mittelstreckenmaschinen vom Typ 737-800. Hier liegt der Wert nach Liste bei mehr als 2,6 Milliarden Dollar.

ILFC ist die Nummer eins der Luftfahrt-Leasingunternehmen, hatte sich in den vergangenen Jahren mit Bestellungen aber zurückgehalten. Das Unternehmen gehört zum verstaatlichten US-Versicherungskonzern AIG und musste erst mal frisches Geld heranschaffen. Seitdem die Ferien- und Geschäftsreisenden aber wieder um die Welt jetten, geht es auch mit ILFC aufwärts.

Die gesamte Luftfahrt-Industrie ist im Aufwind, seitdem sich die Lähmung der Wirtschaftskrise löst. Nur Stunden zuvor hatte Boeing zwei große Aufträge aus dem boomenden China im Wert von insgesamt rund 10 Milliarden Dollar nach Liste erhalten.

Bei Boeing gehen die ersten Flugzeuge an ILFC im Jahr 2012 raus, Airbus liefert ab 2016. Die A320neo-Familie befindet sich noch in der Entwicklung. Neue Triebwerke und abgeknickte Flügelspitzen sollen den Spritverbrauch um 15 Prozent senken. „Wir freuen uns sehr, ILFC als erstes Leasingunternehmen für die A320neo willkommen zu heißen“, sagte Airbus-Manager Leahy. (abendblatt.de/dpa)