Der Wert des sozialen Netzwerks soll zudem auf 50 Milliarden Dollar gestiegen sein. Bald mehr konkrete Infos über das Geschäft erwartet.

New York/Berlin. Facebook könnte schon bald an die Börse gehen. Das größte soziale Online-Netzwerk der Welt muss von Gesetzes wegen vermutlich vom kommenden Jahr an mehr Informationen über seine Finanzen offenlegen, wie aus einem am Donnerstag bekannt gewordenen Schreiben an Investoren hervorgeht. Es gilt jedoch als wesentlich wahrscheinlicher, dass Facebook dem mit einem direkten Börsengang zuvorkommen wird.

Aller Voraussicht nach wird die Zahl der Facebook-Anteilseigner im Laufe dieses Jahres auf mehr als 500 steigen, wie eine mit den Dokumenten vertraute Gewährsperson sagte. Dies ist die kritische Grenze, ab der laut US-Börsenaufsicht SEC auch nicht börsennotierte Unternehmen mit einem Gesamtwert von mindestens 10 Millionen Dollar vierteljährlich ihre Geschäftsdaten offenlegen müssen. Für Facebook würde dies vermutlich im April 2012 in Kraft treten.

Bislang hat sich der Gründer und Vorstandsvorsitzende des im kalifornischen Palo Alto ansässigen Portals, Mark Zuckerberg, stets gegen einen Börsengang gesträubt. Nach Ansicht von Analysten wollte der 26-Jährige vor einem solchen Schritt in die Öffentlichkeit Zeit gewinnen, um unternehmerisch zu reifen. Zuckerberg, der im vergangenen Jahr vom „Time“-Magazin zur „Person des Jahres“ gewählt wurde, besitzt etwa ein Viertel der Facebook-Aktien. Unternehmenssprecher Jonathan Thaw wollte sich am Donnerstag nicht zu den Spekulationen über einen bevorstehenden Börsengang äußern.

In dem Schreiben an die Anleger wird der aktuelle Wert von Facebook auf 50 Milliarden Dollar taxiert und beträgt damit mehr als das Zweifache von Internet-Pionier Yahoo. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres erwirtschaftete das Netzwerk der Gewährsperson zufolge einen Gewinn von 355 Millionen Dollar und machte einen Umsatz von 1,2 Milliarden Dollar. Wie die Online-Suchmaschine Google verdient Facebook das meiste Geld mit Werbung. Die Internet-Firma hat weltweit mehr als 500 Millionen Nutzer. Jeden Monat werden auf ihren Seiten mehr als 30 Milliarden Links, Nachrichten und Fotos veröffentlicht. Die jetzt bekannt gewordenen Dokumente wurden von der US-Großbank Goldman Sachs an ausgesuchte Anleger verteilt. Goldman Sachs war Anfang dieser Woche mit 450 Millionen Dollar bei Facebook eingestiegen.

Wie kann Facebook zukünftig wachsen?

Facebook hat derzeit mehr als 500 Millionen Nutzer – täglich kommen Tausende hinzu. Es wird erwartet, dass der Konzern unter der Leitung des 26-jährigen Zuckerberg in diesem Jahr die Umsatzgrenze von zwei Milliarden Dollar knackt. 2009 sollen es zwischen 700 und 800 Millionen Dollar gewesen sein. Hält Facebook sein Tempo, wächst es um ein Viertel schneller als der Durchschnitt. Eine Rate, die fast nur Microsoft und Google in ihren besten Tagen aufweisen konnten.

Einen anderen Rekord konnte Facebook bereits einheimsen - die Webseite des Netzwerks lief Google den ersten Rang auf der Hitliste der meistbesuchten US-Internetseiten ab. In einer Liga mit den Größten der Branche befindet sich auch Zuckerberg. Der „New York Times“ zufolge dürfte der Goldman-Deal sein Vermögen noch einmal verdoppeln. „Forbes“ hat es auf 6,9 Milliarden Dollar geschätzt – als Facebook noch 23 Milliarden Dollar wert war.

Viele Experten stellen sich die Frage, ob Facebook das rapide Wachstumstempo beibehalten kann. Da allerdings der Online-Werbemarkt genügend Potenzial birgt, sind viele Analysten optimistisch. Allerdings dürfe Facebook keine weiteren Sorgen um Privatsphäre und Datenschutzbedenken schüren. Dann könnten die Anhänger der sozialen Netzwerke ihre Begeisterung fürs Chatten sowie Posten von Nachrichten und Fotos übers Web verlieren.