Vor allem im Sozialbereich muss die Dubliner Regierung nun sparen. Welche Risiken kommen auf deutsche Verbraucher zu?
Hamburg/Brüssel. Im Kampf gegen seine Banken- und Haushaltskrise flüchtet Irland unter einen internationalen Rettungsschirm. Ministerpräsident Brian Cowen sagte am Sonntagabend, die europäischen Institutionen hätten einem entsprechenden Antrag seiner Regierung zugestimmt. Einzelheiten sollen demnach in den kommenden Wochen ausgearbeitet werden. Teil der Aktion sind auch Hilfen für irische Banken, die wegen der Finanz- und Immobilienkrise in eine Schieflage geraten sind. Aus EU-Kreisen verlautete, das Hilfspaket für Irland werde wahrscheinlich einen Umfang von 80 bis 90 Milliarden Euro haben. Darin sei die Hilfe für die Banken enthalten.
Darlehenpaket hat eine Laufzeit von drei Jahren
EU-Währungskommissar Olli Rehn sagte, Experten von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) würden ein Darlehenpaket bis Ende des Monats vorbereiten. Es habe eine Laufzeit von drei Jahren. Die Hilfen an Irland seien gerechtfertigt, um die finanzielle Stabilität in Europa zu gewährleisten, sagte Rehn der Nachrichtenagentur Reuters. Ähnlich äußerte sich der EZB-Rat in einer Stellungnahme.
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Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte am Sonntagabend in einem ZDF-Interview die Hoffnung geäußert, dass mit dem Hilfspaket die Krise begrenzt werden könnte. „Wenn wir jetzt eine richtige Antwort auf die irischen Probleme finden, dann ist die Chance groß, dass es diesen Ansteckungseffekt nicht geben wird.“ Man verteidige nicht ein Mitgliedsland, sondern die gemeinsame Währung.
Der Kurs des Euros stieg nach den Ankündigungen bis auf 1,3743 Dollar, nach einem Schlusskurs von 1,3683 am Freitag in New York. Devisenanalyst Richard Grace von der Commonwealth Bank in Sydney sagte, es werde ohne Zweifel eine Erholungsrallye beim Euro geben. Die Währung könnte in den kommenden 24 bis 48 Stunden auf 1,3860 Dollar steigen. Händler sind jedoch wachsam, ob die Krise nicht doch auch Portugal oder Spanien erreichen könnte.
Harte Zeiten für die Iren
Die gut 4,4 Millionen Iren müssen sich nun auf harte Zeiten einstellen. Nachdem das Land als erster Staat Finanzhilfen aus dem 750 Milliarden Euro schweren Rettungsschirm der Europäischen Union beantragen muss, will die irische Regierung vor allem im Sozialbereich sparen. Der Rotstift soll unter anderem bei Zuwendungen an Kinder, Mindestlöhnen und beim Arbeitslosengeld angesetzt werden, berichteten irische Medien. Bis 2014 sollten 15 Milliarden Euro eingespart werden. Die im EU-Vergleich niedrigen Unternehmenssteuern will das Dubliner Finanzministerium aber nicht anheben. Der Steuersatz von 12,5 Prozent ist ein Standortvorteil, der viele ausländische Firmen auf die Insel gelockt hat - sehr zum Ärger der anderen EU-Staaten.
Die Folgen für die Verbraucher
EURO: Die Sorge vor einem Kollaps des Euro und einer Währungsreform – wie sie vor der Griechenland-Rettung grassierte – hat nachgelassen. Die Einrichtung eines gemeinsamen Rettungsschirms hat das Vertrauen in die Gemeinschaftswährung zunächst wieder hergestellt. Und nach dem Beschluss über Hilfen für Irland, dem ersten Einsatz des neuen Instruments, gewann der Euro an Wert. Der Anstieg war aber gering, was zeigt, dass die Verschuldung vieler Staaten weiter für Unruhe sorgt.
BANKEN: Hinter der Sorge um die irischen Schulden steht auch die Sorge um die Stabilität der Banken – auch jene in Deutschland. Irland hat einen riesigen Schuldenberg. Das Geld hat sich Dublin durch die Ausgabe von Anleihen geliehen. Deutsche Banken haben viele der Anleihen gekauft. Bekommen die deutschen Banken ihr Geld nicht wieder, könnten einige von ihnen ins Wanken geraten – und das Geld der Sparer in Gefahr sein. Der Rettungsschirm senkt also das Risiko der deutschen Banken.
INFLATION: Weil viele EU-Staaten sehr hoch verschuldet sind, fürchten manche Experten Inflation. Sie droht, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) der Versuchung erliegt, die Schulden künstlich zu entwerten. Solange der Rettungsschirm aber funktioniert, gibt es dafür kaum Anzeichen. Andere Experten warnen ohnehin vor einer Deflation – in diesem Fall würden Preise und Löhne sinken. Zu Deflation könnte es kommen, wenn die verschuldeten Staaten wegen harter Sparpläne nicht aus der Krise kommen.
SACHWERTE: Aus Angst vor Inflation oder einer Währungsreform schwenkten zuletzt viele Anleger auf Sachwerte wie Gold oder Immobilien um. Experten raten, Anleger sollten ihr Erspartes weiter breit streuen: auf Sparkonten, in Sachwerten oder Aktienfonds. Zudem sind auch Gold und Immobilien mit Risiken verbunden. So kann der Goldpreis schnell fallen, ist die Krise einmal überwunden. Immobilienpreise könnten ebenfalls sinken, etwa weil die Bevölkerung hierzulande schrumpft.
STEUERN: Die Rettung von Irland wird wie die von Griechenland im schlimmsten Fall am Ende über höhere Steuern bezahlt. Zahlt Irland die Kredite nämlich nicht zurück, müssen auch die deutschen Steuerzahler dafür gerade stehen. Zunächst gibt Deutschland aber nur Garantien – es verpflichtet sich, irische Kredit-Ausfälle aufzufangen. Das Bürgen für Irland könnte aber der Bonität von Deutschland schaden. Dann müsste die Bundesrepublik für seine eigenen Schulden mehr Zinsen zahlen. Diese zusätzlichen Lasten müsste der Steuerzahler tragen.