Die Iren stellen sich stur: Trotz der Rekordverschuldung der grünen Insel lehnt die Regierung EU-Hilfen bislang vehement ab.
London/Dublin. Irland hat zwar bestätigt, internationale Gespräche über die „gegenwärtige Marktsituation“ zu führen. Das Land habe aber keinerlei Antrag auf „externe Hilfe“ gestellt, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums in Dublin.
Irland sei bis Mitte nächsten Jahres durchfinanziert. Die Regierung setze ihre Arbeit am Haushalt 2011 sowie an einem Vier-Jahres-Plan fort. Beides solle am 7. Dezember vorgestellt werden.
Einen Bericht der Dubliner Zeitung „Independent“, wonach Irland erwägt, Geld aus dem Euro-Rettungsschirm nur für sein Bankensystem zu beantragen, wies der Ministeriumssprecher zurück. Die Zeitung hatte berichtet, Irlands Finanzminister Brian Lenihan wolle am Dienstag mit seinen EU-Amtskollegen in Brüssel über eine solche Möglichkeit sprechen. Diese Variante würde Irland trotz einer Milliarden-Spritze aus Brüssel die Souveränität über seinen Haushalt erhalten.
Seit Tagen wächst der Druck anderer EU-Staaten auf Dublin, die Hilfe des Rettungsschirmes in Anspruch zu nehmen, um die nervösen Finanzmärkte zu beruhigen. Irische Staatsanleihen wurden mit Risikoaufschlägen von bis zu 6,5 Prozent gehandelt. Die Regierung um Ministerpräsident Brian Cowen wehrte sich jedoch bis zuletzt dagegen.
Anders als Euro-Sorgenkind Griechenland leidet Irland nicht an strukturellen Problemen des öffentlichen Sektors, sondern droht nach der Finanzkrise vor allem durch Hilfen für seinen überdimensionierten Bankensektor in eine Schuldenspirale zu geraten.