1. Hamburger Abendblatt:
Erst Griechenland, jetzt Irland. Müssen die EU-Länder nun auch den Iren mit Steuergeld aus der Schuldenkrise helfen, weil sonst der Staatsbankrott droht?
Karl-Werner Hansmann:
Ja. Irland wird sich nicht selber retten können. Die irische Regierung hat bereits 30 Milliarden Euro in das Bankensystem gepumpt und braucht jetzt noch einmal 30 bis 50 Milliarden Euro, um die Finanzinstitute zu stützen. In dem Land hatte sich nach starken Steuersenkungen eine Art Casino-Kapitalismus etabliert. In der Folge sitzen die Banken dort auf extrem vielen Schrottpapieren.
2. Wird der Euro überleben, wenn in der EU ein Land nach dem nächsten in die Schuldenfalle rutscht und die Euro-Zone immer mehr Sorgenkinder bekommt?
Hansmann:
Uns hilft, dass es den USA wirtschaftlich viel schlechter geht. Auch wenn die Amerikaner immer wieder ihre Notenpresse bemühen, um die Konjunktur zu beleben - die Arbeitslosigkeit bleibt hoch. In der Folge werden Anleger eher an den Euro glauben als an den Dollar. Sie werden hier investieren und damit den Euro stützen.
3. Viele Bürger haben bereits das Vertrauen in die Währungshüter verloren, das zeigt sich an der stark steigenden Nachfrage nach Gold. Wie investieren Sie?
Hansmann:
Ich selber habe auch in Gold investiert. Aber nicht weil ich dem Euro misstraue oder eine baldige Inflation fürchte. Sondern weil ich sehe, dass die Ängste der Anleger den Goldpreis in die Höhe treiben. Risikofreudigen würde ich auch Aktien empfehlen. Sichere Anlagen sind dagegen deutsche Bundesanleihen.
4. Sind andere verschuldete Länder wie Spanien oder Portugal ebenfalls gefährdet, sodass ein Flächenbrand droht?
Hansmann:
Portugal ist gefährdet, weil die Regierung wahrscheinlich keine Mehrheit im Parlament für ihr striktes Sparprogramm bekommt. Auch Italien ist ein Wackelkandidat: Die Menschen dort haben ebenfalls über ihre Verhältnisse gelebt. Und den Spaniern bleibt die Immobilienkrise als Klotz am Bein, sodass die Wirtschaft überhaupt nicht wächst. Müssten wir einem solch großen Land wie Spanien unter die Arme greifen, würde der Rettungsschirm mit seinen 700 Milliarden Euro sehr stark in Anspruch genommen.
5. Wäre eine Transferunion in der EU sinnvoll, in der wie in den USA frühzeitig die Starken den Schwachen helfen?
Hansmann:
Ja, im Notfall. Wichtig ist dabei allerdings, dass sich in einer solchen Union kein verschuldetes Land auf seinem Polster ausruhen darf. Strenge Defizitregeln mit Sanktionen und Geldbußen sind dafür unerlässlich.
Karl-Werner Hansmann, 66, Professor für Wirtschaft der Uni Hamburg