Umlage für erneuerbare Energien erhöht sich auf 3,530 Cent. Durchschnittshaushalt muss mit Mehrkosten von 60 Euro rechnen.

Berlin. Die Umlage für die Förderung erneuerbarer Energien steigt im kommenden Jahr auf 3,530 Cent pro Kilowattstunde. Das bestätigten die vier Betreiber der deutschen Stromleitungsnetze am Freitag. Dies ist eine Steigerung von mehr als 70 Prozent. Bisher hatte die Umlage noch bei 2,047 Cent pro Kilowattstunde gelegen. Der Sprung dürfte für einen dreiköpfigen Durchschnittshaushalt zu Mehrkosten von gut 60 Euro pro Jahr führen.

Den Angaben zufolge wird die Förderung über die sogenannte EEG-Umlage die Verbraucher damit kommendes Jahr voraussichtlich 16,7 Milliarden Euro kosten. Davon ist der Börsenwert des erneuerbaren Stromes in Höhe von 4,7 Milliarden Euro abzuziehen, der am Markt wieder eingespielt wird. Damit bleiben Ökostrom-Subventionen von 12,0 Milliarden Euro für das kommende Jahr.

Ökostrom-Subventionen von 13,1 Milliarden Euro

Hinzu kommen 1,1 Milliarden Euro, weil die Subventionen in diesem Jahr höher ausfallen werden als vor einem Jahr prognostiziert. Unter dem Strich stehen für 2011 also Ökostrom-Subventionen von 13,1 Milliarden Euro. In diesem Jahr hatte die Förderung noch bei rund acht Milliarden Euro gelegen.

Verantwortlich für den starken Anstieg der Kosten ist den Angaben zufolge der jüngste Boom bei Solaranlagen. Betroffen von dem Anstieg sind alle Verbraucher, egal, aus welchen Quellen ihr Strom stammt. Wie die Netzbetreiber unter Berufung auf Zahlen der Bundesnetzagentur mitteilten, wurden allein bis August dieses Jahres 4,9 Gigawatt an Solarstrom-Leistung installiert. Im bisherigen Rekordjahr 2009 hatte der Zubau beim Solarstrom über zwölf Monate noch bei 3,8 Gigawatt gelegen.

Der durch die steigende Ökostrom-Umlage bevorstehende Strompreisschub hat einen heftigen Streit über die hohe Förderung erneuerbarer Energien ausgelöst. Während Bundesumweltminister Norbert Röttgen und Umwelt- sowie Ökostrom-Branchenverbände auf Vorteile der erneuerbaren Energien verwiesen, forderten kommerzielle Energie-Abnehmer ein Ende der Sonderförderung für alternative Energien.

FORDERUNGEN NACH ABSCHAFFUNG DES EEG

Der Bundesverband der Energie-Abnehmer (VEA) verlangte die Abschaffung der Ökostrom-Umlage. „Die Bundesregierung muss das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) abschaffen oder den Ausbau der Erneuerbaren Energien wenigstens deckeln“, sagte das geschäftsführende Vorstandsmitglied Manfred Panitz. Sein Verband vertritt vor allem Stromkunden aus dem Bereich mittelständischer Firmen und öffentlicher Einrichtungen. Die Subventionen für den Ausbau der Erneuerbaren verteuerten unnötig den Strompreis, ohne in gleichem Maße den Kohlendioxid-Ausstoß zu verringern. Der energiepolitische Sprecher der Unionsfraktion Thomas Bareiß, warnte in der „Financial Times Deutschland“, die Verbraucher dürften nicht zu stark belastet werden, sonst verlören die Erneuerbaren Energien an Akzeptanz.

RÖTTGEN: ÖKONOMISCHER WERT ÜBERSTEIGT DIE KOSTEN

Bundesumweltminister Röttgen verteidigte die Förderung. „Der ökonomische Wert der erneuerbaren Energien übersteigt die Kosten bei Weitem“, sagte er der „Financial Times Deutschland“. Er stelle sich auch hinter die Solarförderung, die ganz besonders von der Umlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) profitiert. „Langfristig brauchen wir alle verfügbaren Technologien, um eine sichere und klimaschonende Energieerzeugung zu erreichen.“ Röttgen forderte die Branche zugleich zu Innovationen, Kostensenkungen und die forcierte Erschließung von Auslandsmärkten auf.

Die Bundesnetzagentur forderte, die Verbraucher sollten nicht in vollem Umfang mit der erhöhten EEG-Umlage belastet werden. Dafür gebe es auch ökonomische Argumente. Netzagentur-Präsident Matthias Kurth rief die Verbraucher auf, die Angebote am Strommarkt genau zu prüfen und gegebenenfalls zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln. Ähnlich äußerte sich auch der Bundesverband Neuer Energieanbieter (BNE). „Wem seine Stromrechnung zu hoch ist, der kann inzwischen einfach und problemlos zu einem neuen, günstigeren Stromanbieter wechseln“. Es sei ein Fortschritt, dass die Öko-Umlage, die von den Betreibern der Übertragungsnetze berechnet werde, nun klar und transparent veröffentlicht werde.