Nach der massiven Kritik an unsozialen Arbeitsbedingungen steuert der Textildiscounter nun um. Die Gewerkschaft Ver.di bleibt unbeeindruckt.

Bönen. Der wegen seiner Niedriglöhne und desaströser Arbeitsbedingungen bei Zulieferern in Bangladesch in die Kritik geratene Textildiscounter Kik will ab dem 1. Oktober allen deutschen Mitarbeitern einen Mindestlohn von 7,50 Euro in der Stunde zahlen. Die Anhebung der Stundenlöhne stelle den ersten konkreten Schritt eines langfristig geplanten Strategiewechsels dar, teilte das Unternehmen am Montag mit.

Stefan Heinig , Gründer von KiK und Vorsitzender der Geschäftsführung betonte, das Unternehmen wolle damit ein Signal setzten. Das neue Basisentgelt gelte für ganz Deutschland und wirke sich in erster Linie für Aushilfskräfte in strukturschwachen Regionen positiv aus. In Ballungsräumen zahlt das Unternehmen bereits höhere Stundensätze.

Kik verfügt über rund 18.000 Beschäftigte und war in der Vergangenheit wegen seiner Lohnpolitik in die Kritik geraten. Das Landesarbeitsgericht Hamm hatte im vergangenen Jahr Stundenlöhne von 5,20 Euro für zwei beim Textildiscounter beschäftigte Frauen als sittenwidrig eingestuft. Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di zeigte sich dennoch vom Schritt des Textildicounters wenig beeindruckt. Ein Sprecher verwies in Düsseldorf auf die Gewerkschaftsforderung von 8,50 Euro Mindestlohn.

Die Billigkette ist seit einiger Zeit dabei, ihr desaströses Image in der Öffentlichkeit aufzpolieren. Mit dem ehemaligen Otto-Manager Michael Arretz hatte der Konzern Anfang August einen Geschäftsführer für "Nachhaltigkeitsmanagement und Unternehmenskommunikation" engagiert. Die Berufung sei "ein Signal dafür, dass Kik sich im Bereich der Qualitätssicherung, durch eine verstärkte soziale und ökologische Verantwortung sowie durch eine offenere Kommunikation nach außen besser positionieren will", hatte Kik-Chef Heinig erklärt. Zugleich räumte Kik erstmals Fehler ein. "In einer starken Wachstumsphase haben wir uns ganz auf unser Kerngeschäft konzentriert und sicher Fehler gemacht. Dies bedauern wir außerordentlich."

Mehrere Dokumentationen des NDR hatten zuletzt auch die Arbeitsbedingungen bei Kik-Zulieferern in Bangladesh angeprangert. Die Näherinnen in den dortigen Fabriken verdienen in der Regel gerade einmal 25 Euro im Monat. Ihr Schicksal dürfte sich durch die aktuelle Kik-Initiative erst einmal nicht ändern.