Nach Dumpinglohn-Vorwürfen räumt die Billigkette erstmals Fehler ein. Ein neuer Kommunikationschef soll für mehr Offenheit stehen.
Hamburg/Bönen. Angesichts massiver Vorwürfe wegen unmenschlicher Arbeitsbedingungen versucht der Textildiscounter Kik , nun sein Image aufzupolieren. Mit dem ehemaligen Otto-Manager Michael Arretz habe der Konzern seit Anfang August einen Geschäftsführer für "Nachhaltigkeitsmanagement und Unternehmenskommunikation" engagiert, teilte das Unternehmen gestern mit. Die Berufung sei "ein Signal dafür, dass Kik sich im Bereich der Qualitätssicherung, durch eine verstärkte soziale und ökologische Verantwortung sowie durch eine offenere Kommunikation nach außen besser positionieren will", erklärte Kik-Chef Stefan Heinig. Zugleich räumte Kik erstmals Fehler ein. "In einer starken Wachstumsphase haben wir uns ganz auf unser Kerngeschäft konzentriert und sicher Fehler gemacht. Dies bedauern wir außerordentlich."
Dies sind in der Tat neue Töne aus der Konzernzentrale in Bönen, fiel das Unternehmen doch bislang eher durch eine Bunkermentalität auf. So hatte Kik noch bis vor wenigen Tagen vergeblich versucht, die Ausstrahlung einer NDR-Dokumentation mithilfe von elf Unterlassungsbegehren zu verhindern. Die Dokumentation zeigt unter anderem die unmenschlichen Arbeitsbedingungen bei Kik-Zulieferern in Bangladesch, wo Näherinnen für 25 Euro pro Monat T-Shirts und Jeans für die Billigkette nähen. Kik-Chef Heinig wollte dem NDR auch untersagen lassen, jegliches Bildmaterial von ihm oder seiner privaten Villa zu zeigen.
Mit Michael Arretz hat Kik nun einen Mann engagiert, der als Experte für soziale Unternehmensverantwortung gilt. Der 49-Jährige war zuletzt als Geschäftsführer bei der Hamburger Systain Consulting GmbH tätig, einer Tochter der Otto-Gruppe, die sich schwerpunktmäßig mit dem Aufbau nachhaltiger Lieferketten beschäftigt und auch in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka aktiv ist. Kik gehörte zeitweilig zu den Kunden von Systain.
Dass sich die Verhältnisse bei Kik aber nicht über Nacht ändern dürften, zeigte eine gestrige Anfrage des Abendblatts. Auf die Frage, ob der neue Kommunikationschef zu sprechen sei, hieß es, man wolle ihm 100 Tage zur Einarbeitung einräumen. Dann könne die Anfrage erneut gestellt werden.