Der Aufschwung dürfe nicht gefährdet werden, sagte Arbeitgeberpräsident Hundt. Experten sagen einen Abstieg der Löhne voraus.

Berlin. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt macht Front gegen hohe Abschlüsse in den bevorstehenden Tarifrunden. „Wir dürfen den derzeitigen wirtschaftlichen Aufschwung auf gar keinen Fall belasten oder gefährden“, sagte Hundt am Sonntag im Deutschlandfunk. Die Beschäftigten profitierten bereits jetzt vom Auslaufen der Kurzarbeit. Zudem habe die moderate Lohnpolitik der vergangenen Jahre dazu geführt, dass die Unternehmen die Krise relativ gut überstanden hätten. Hundt sagte, er rechne mit einem Wachstum von zwei Prozent und einem Sinken der Arbeitslosigkeit unter die Drei-Millionen-Marke in diesem Jahr. Bei Fachkräften gebe es bereits Mangel. Arbeitsmarktexperten sagten daher auch einen Schub bei den Löhnen in den nächsten Jahren voraus. Dieser werde durch den demographischen Wandel beschleunigt.

Hundt sagte, der Aufschwung werde noch fast allein von den Exporten getragen. Die Binnenwirtschaft sei noch nicht in Schwung. „Für Partystimmung ist die Zeit noch nicht reif“, sagte Hundt. Der Chef des Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo, Hans-Werner Sinn, hatte diese vor wenigen Tagen bei der Analyse neuer Daten ausgemacht.

Gewerkschaften hatten in den vergangenen Tagen für ihre Zurückhaltung in der Krise einen Nachschlag gefordert. So hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) von Abschlüssen in Richtung von drei Prozent mehr Lohn gesprochen. Auch die IG Bau verlangte für 2011 eine nachträgliche Erhöhung.

Arbeitsmarktexperten gehen davon aus, dass nach Jahren stagnierender Einkommen die Löhne vor allem wegen des Fehlens von Nachwuchs künftig stärker steigen werden. Das Forschungsinstitut Kiel Economics geht für die Jahre 2013 und 2014 von Anstieg der Bruttolöhne um über vier Prozent aus. Auch der Direktor des Instituts zur Zukunft der Arbeit, Hilmar Schneider, sagte eine Änderung in der Lohnpolitik voraus: „Die Verhandlungsmacht des normalen Arbeitnehmers wird sich erheblich verbessern“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Nach Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) gab es für Ingenieure allein im Juli fast 36.000 offene Stellen. Arbeitslos gemeldet waren nur 26.000.