Durch die Vorrichtung seien alle Ventile des Förderlochs im Golf von Mexiko geschlossen worden, teilte BP-Vizepräsident Kent Wells mit.
Washington. Beim Test einer neuen Abdichtvorrichtung ist es dem Ölkonzern BP am Donnerstag gelungen, erstmals seit April den Ölfluss aus dem defekten Bohrloch im Golf von Mexiko zu stoppen. Die Abdichtkappe sei über dem Förderloch angebracht worden, woraufhin alle Ventile geschlossen worden seien, teilte der Konzern mit. Der Ölfluss ins Meer sei damit erstmals seit der Explosion der Förderplattform „Deepwater Horizon“ unterbrochen worden, mit der die bislang größte Ölpest in der US-Geschichte am 20. April begonnen hatte. „Es ist schön zu sehen, dass kein Öl mehr in den Golf fließt“, sagte BP-Vizepräsident Kent Wells. Er warnte aber vor vorschneller Zuversicht: „Die Tests haben gerade erst begonnen.“ Die weiteren Tests sollten zeigen, ob das Bohrloch dem erhöhten Druck standhalten konnte, der durch einen Verschluss der Ölleitung durch einen Abdichtzylinder entstand. Es besteht die Sorge, dass durch die Kraft des aus der Tiefe aufschießenden Öls neue Lecks in die defekte Fördervorrichtung in anderthalb Kilometer Meerestiefe gerissen werden könnten. Wegen dieser Befürchtung war der Start der Tests bereits zwei Mal verschoben worden. Zuletzt musste die in der Nacht zum Donnerstag begonnene Belastungsprobe für die Abdichtung des ramponierten Bohrlochs abgebrochen werden, berichtete der US-Sender CNN.
Der Stopp bei der Testphase des neuen, 68 Tonnen schweren Zylinders über dem Bohrloch war die Fortsetzung einer Serie von Verzögerungen und Misserfolgen. Wann immer BP verschiedene Kappen oder Absaugsysteme installierte, Schäden an der Quelle reparieren oder das Leck verstopfen wollte, brauchte der Konzern länger als geplant. Entweder machten den Arbeitern technische Probleme oder die geringe Erfahrung in solch großer Tiefe einen Strich durch die Rechnung - oder das Wetter spielte nicht mit, etwa als Ausläufer des Hurrikans „Alex“ den Golf von Mexiko aufwühlten.
Doch selbst wenn die Vorrichtung funktioniert, wäre sie nur eine vorübergehende Lösung. Vollständig verschließen sollen die Quelle Entlastungsbohrungen mehrere Kilometer unter dem Meeresboden. Damit wird aber frühestens Ende Juli oder Anfang August gerechnet.
Unterdessen rechnet man in Taiwan damit, dass am kommenden Wochenende die Entscheidung über den Einsatz des Supertankers „A Whale“ (Ein Wal) fallen könnte. Die jüngsten Einsatztests des Schiffes seien positiv verlaufen. Allerdings sei jetzt schon so lange Öl ins Meer gelaufen, dass es immer problematischer werde, die schmutzige Brühe aufzusaugen.
Die „A Whale“ soll täglich knapp 80 Millionen Liter verdrecktes Wasser aufnehmen und es vom Öl trennen können. Der Tanker wurde noch nie unter realen Bedingungen getestet. Küstengemeinden von Louisiana bis Florida macht der mögliche Schiffseinsatz Hoffnung, dass ihre Strände dann doch nicht vollends ruiniert werden.