Noch kommt der weltgrößte Handyhersteller aus Finnland. Doch die Smartphonesparte ist längst in der Hand von Apple und Co.

New York/Berlin. Der Abstiegskampf des Handykonzerns Nokia nimmt dramatische Züge an. Zwar sind die Finnen nach Absatz noch immer der größte Hersteller von Mobiltelefonen weltweit. Im lukrativen Smartphone-Segment kämpft Nokia allerdings mit dem Blackberry-Hersteller Research In Motion (RIM) nur um den dritten Rang. Der Abstand zu Apple mit seinem iPhone und den auf dem Android-Betriebssystem von Google basierenden Oberklasse-Handys ist beträchtlich.

Beobachter befürchten, dass Nokia und RIM von der Bildfläche verschwinden könnten, bevor ihre neuen Smartphones überhaupt Zugkraft entwickeln. Beide Unternehmen haben im Hochpreissegment deutlich an Boden verloren. Zwar verfolgen sie ehrgeizige Pläne um aufzuholen, aber das wird Zeit kosten. Und die Uhr tickt schneller, als die Konzerne dachten.

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Das machte Nokia spätestens am Mittwoch klar: Mit einer Gewinnwarnung für die Handy-Sparte im ersten Quartal schreckte der Konzern aus Espoo die Anleger auf. Der Kurs der Nokia-Aktie rutschte am Mittwoch zeitweise um rund 18 Prozent ab und stabilisierte sich erst bei Verlusten von rund 15 Prozent. Bis Donnerstagmittag ging es nochmals mehr als sieben Prozent nach unten, auf nun 3,02 Euro.

Nokia leidet wie auch RIM unter einem rapiden Kundenverlust auch im Billigsegment. So ist der Blackberry in den USA zwar wegen seines guten Mail-Systems unter Geschäftsleuten noch weitverbreitet. Privatkunden dagegen haben das Interesse an den Geräten schnell wieder verloren. RIMs Erfahrung bei der Nachrichtenübermittlung zählt hier wenig.

Nokia konnte Smartphone-Erstkäufer vor allem in den Schwellenländern lange Zeit mit seinem inzwischen veralteten Betriebssystem Symbian ansprechen. Auch diese starke Position ist aber gefährdet: Kleinere Anbieter vor Ort wachsen mithilfe billiger Smartphones auf Android-Basis rasant. Daneben leidet Nokia unter dem Kundenschwund für seine gewöhnlichen Handys. In der Gewinnwarnung vom Mittwoch nannte der Konzern denn auch den harten Wettbewerb in China, Indien, Afrika und dem Nahen Osten als einen Hauptgrund für seine Misere.

Eigentlich sollten die Lumia-Smartphones auf Basis des Microsoft-Betriebssystems Windows Phone Nokia aus der Klemme helfen. Nur haben die Finnen mit der Serie in den USA einen klassischen Fehlstart hingelegt: So kam das Lumia 900 dort zum allgemeinen Befremden am Ostersonntag auf den Markt, als viele Läden geschlossen hatten. Zudem missglückte die Markteinführung des Modells über den Telekomkonzern AT&T auch technisch. Ein Softwaredefekt in einigen Geräten zwang Nokia, Käufern eine 100-Dollar-Gutschrift zu gewähren.

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Das dürfte zwar den Absatz befeuern, weil das Gerät in Verbindung mit einem Zweijahresvertrag damit für Kunden praktisch kostenlos ist. Aber die unfreiwillige Verkaufsoffensive dürfte weiteres Geld kosten. Darauf deutet zumindest die Gewinnwarnung hin. Dort wird als weiterer Grund für die verfehlten Erwartungen die gesunkene Brutto-Marge „besonders im Geschäftsbereich Smart Devices“ genannt.

RIM und Nokia setzten nun wieder verstärkt auf das Billigsegment. Hier wollen sie ihre noch immer relativ starke Position festigen, während gleichzeitig der Markt für teurere Geräte angegangen werden soll. Nokia hat dabei zumindest den Start gewonnen: Die Lumia-Geräte stehen bereits in den Verkaufsregalen. Die neuen Blackberry-Modelle werden dagegen erst im Lauf des Jahres erwartet. (dapd/abendblatt.de)