Sollte die Wirtschaft zu stark schrumpfen, sollte das Land nach Meinung des Währungsfonds die Defizitziele eventuell vernachlässigen.

Lissabon. Bei einer unerwartet heftigen Rezession sollte Portugal nach Einschätzung des IWF den Sparkurs nicht noch weiter verschärfen. In diesem Fall sei die Verfolgung der mit EU und IWF vereinbarten Defizitziele möglicherweise nicht ratsam, warnte der Internationale Währungsfonds am Donnerstag. Der IWF ging zwar nicht so weit, eine Lockerung der Sparziele für das Land unter dem Rettungsschirm zu fordern. Die Experten zeigten sich jedoch besorgt über den Rückgang der Nachfrage aus dem Ausland sowie die wirtschaftlichen Folgen der Einsparungen. Die Geldgeber aus der EU hatten bislang eine strikte Einhaltung der Ziele gefordert.

Portugal steckt derzeit in der schwersten Rezession seit den 70-er Jahren. Sowohl die Regierung als auch die EU-Gläubiger gehen davon aus, dass die Wirtschaft in diesem Jahr um mehr als drei Prozent schrumpfen wird und auch 2013 kaum wachsen wird. In dem IWF-Bericht zu Portugal heißt es weiter, dass die in diesem Jahr angepeilten Defizitziele grundsätzlich weiter erreichbar seien. Zudem sei das Rettungsprogramm im Gesamtvolumen von 78 Milliarden Euro ausreichend, weil sich das Land wie geplant voraussichtlich 2013 wieder voll auf dem Finanzmarkt finanzieren könne.

Der IWF hatte erst am Mittwoch die Auszahlung von mehr als fünf Milliarden Euro aus dem Rettungsprogramm für Portugal freigegeben und dem Land dabei Fortschritte bei Haushaltsreformen wie dem Umbau staatlicher Unternehmen attestiert.

Insgesamt stellte der Währungsfonds (IWF) dem Land bei der Umsetzung von Konjunkturmaßnahmen ein zufriedenstellendes Zeugnis aus, warnte jedoch gleichzeitig vor „enormen Herausforderungen“ für das Land. Die Zinsdifferenzen Portugals seien noch immer „hoch und unstetig“ und spiegelten die Skepsis der Finanzmärkte über eine wirtschaftliche Gesundung dar, teilte der IWF am Donnerstag in einem Bericht zum südeuropäischen Land mit. Die anhaltende Unsicherheit auf den Märkten befeuerte Spekulationen, wonach Portugal weitere internationale finanzielle Hilfe benötigen könnte. Dass das Land wie geplant 2013 an die Märkte zurückkehrt, schloss der IWF nicht aus. Allerdings gebe es Risiken wie die schwache Marktreputation Portugals, die sich verschärfende Rezession und das zögerliche europäische Krisenmanagement, hieß es weiter. (dpa/dapd/rtr)