Thalia und schleppende Geschäfte in Süd- und Osteuropa machen Douglas zu schaffen – auch Mehrheitseigner Müller macht Probleme.

Essen. Ein baldiger Rückzung von der Börse stehe beim Handelskonzern Douglas nicht auf der Agenda. „Wir befinden uns nach wie vor in der Überlegungsphase“, sagte Aufsichtsratschef Jörn Kreke auf der Hauptversammlung am Mittwoch in Essen und hat damit Spekulationen zurückgewiesen. Es existierten aktuell weder ein Konzept noch ein „Masterplan“. Die Überlegungen für einen Rückzug von der Börse hätten nichts mit den Problemen der Gruppe mit der Buchhandelssparte Thalia zu tun.

Die Schwierigkeiten im Buchbereich müssten unabhängig von der Unternehmensform gelöst werden, sagte Kreke. Thalia leidet unter der Abwanderung von Kunden ins Internet. Zudem macht den Auslandstöchtern von Douglas die schlechte Konjunkturentwicklung in Süd- und Osteuropa zu schaffen. Als Folge hatte der Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr sein Umsatzziel verfehlt.

+++ Buchhandelsgruppe Thalia schließt 15 Läden +++

+++ Thalia-Sanierung steht beim Aufsichtsrat im Fokus +++

Deshalb müssen sich Anteilseigner des Handelskonzerns auf eine sinkende Dividende einstellen. Rückstellungen und Wertberichtigungen für die Sanierung von Thalia von insgesamt rund 170 Millionen Euro „lassen leider erwarten, dass wir beim Ergebnis – also beim EBT - in diesem Jahr zurückstecken müssen“, sagte Konzernchef Henning Kreke in Essen. „Dabei ist zu erwarten, dass dies auch Auswirkungen auf die Dividende haben wird.“ Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2010/11 will Douglas eine Dividende von 1,10 Euro je Aktie zahlen.

In den ersten fünf Monaten des Geschäftsjahres 2011/12 hat Douglas Kreke zufolge den Konzernzumsatz um 1,3 Prozent auf rund 1,7 Milliarden Euro gesteigert, auf vergleichbarer Fläche entspreche dies einem Plus von 1,7 Prozent. Im deutschen Heimatmarkt verzeichnete der Konzern mit seinen Parfümerien, Schmuckgeschäften und Buchhandlungen ein Plus von 3,1 Prozent, im Ausland sanken die Erlöse erneut – sie schrumpften um 2,3 Prozent. Die Parfümerien konnten den Umsatz leicht steigern, die Thalia-Erlöse bröckeln indes weiter. Die Buchhandelskette leidet unter der Konkurrenz von Online-Händlern wie Amazon . Kreke will die Kette nun sanieren, bis zu 15 der insgesamt knapp 300 Filialen sollen schließen.

+++ Machtkampf bei Douglas: Müller mischt mit +++

Aber nicht nur Thalia bereitet Kreke Probleme. Der Drogerieketten-Eigner Erwin Müller pirscht sich an Douglas heran , er kontrolliert bereits über zehn Prozent – und hat sich über Optionsgeschäfte indirekten Zugriff auf weitere 15,55 Prozent verschafft. „Hand aufs Herz“, sagte Kreke, er wisse nicht, welche Beweggründe Müller für diese Aktientransaktionen habe. Als langfristig orientierter Aktionär sei Müller willkommen – der Drogerieunternehmer müsse aber respektieren, dass sich die Unternehmenskultur bei Douglas auf „auf anderen Werten aufbaut als die Unternehmenskultur von Müller“. Der Drogerieunternehmer hielt sich auf der Hauptversammlung zunächst bedeckt. „Es gibt nichts zu sagen“, unterstrich Müller am Rande des Aktionärstreffens.

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Müller könnte mit einer Sperrminorität auch Pläne Krekes durchkreuzen, Douglas letztlich von der Börse zu nehmen. Kreke sagte, seine Familie habe den Eindruck gehabt, dass die Aktienmärkte Douglas nicht angemessen bewerteten. Es könne deshalb „Sinn machen“, den Familienanteil an Douglas – rund 12,6 Prozent – aufzustocken. Finanzinvestoren könnten Partner auf diesem Weg sein. „Wir werden – wenn überhaupt – nur mit einem Finanzinvestor zusammenkommen, mit dem eine größtmögliche Überschneidung unserer Interessen besteht.“ Douglas solle nicht zerschlagen werden. Ob es zu einer Transaktion komme, sei weiter „absolut offen“, bekräftigte Kreke. (Reuters/dapd/abendblatt.de)