Die Ölkonzerne beriefen sich auf gestiegene Kosten. Eine Studie widerlegt jetzt diesen Zusammenhang. Gewinnmargen seien ausgeweitet.
Hamburg. Die Rekordpreise für Benzin und Diesel an den deutschen Tankstellen haben in den ersten Monaten des Jahres 2012 erheblichen Unmut bei den Autofahrern ausgelöst - doch die Ölkonzerne beriefen sich auf gestiegene Kosten. In einer Studie im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen widerlegte das Hamburger Forschungs- und Beratungsbüro EnergyComment jetzt diesen Zusammenhang: Der Mineralölbranche sei es nicht nur gelungen, die steigenden Rohstoffkosten in vollem Umfang weiterzugeben, sie habe auch noch die Gewinnmargen ausweiten können.
"In einem Markt mit hohem Wettbewerbsdruck wäre zu erwarten, dass steil steigende Einkaufspreise zunächst zu einer Einengung der Margen führen, also nicht problemlos 1:1 auf dem Markt durchgesetzt werden können", so Steffen Bukold, Autor der Studie. Sie untermauert die Auffassung der stellvertretenden Grünen-Fraktionsvorsitzenden Bärbel Höhn, wonach die großen Tankstellenbetreiber ihre Marktposition ausnutzen und die Benzinpreise "unfair hoch" sind.
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Wie es in der Studie heißt, sind die Tankstellenpreise für Superbenzin zwischen Ende November 2011 und Anfang März 2012 im Schnitt um 11,3 Cent je Liter gestiegen. Nur 6,6 Cent davon ließen sich durch höhere Rohölpreise und den schwächeren Euro-Kurs erklären. Somit seien 42 Prozent des Preisanstiegs auf höhere Bruttomargen in der Mineralölbranche zurückzuführen, so Bukold: "Bei einem Absatz von 2,1 Milliarden Superbenzin ergibt sich daraus eine finanzielle Mehrbelastung der Tankstellenkunden von 98 Millionen Euro pro Monat." Die Bruttomarge, also der Verkaufspreis abzüglich des Rohölpreises, legte in der betrachteten Zeitspanne von 11,52 auf 16,25 Cent zu.
Für Dieselkraftstoff zeigte die Studie jedoch ein anderes Resultat: Die Bruttomarge lag zwar mit knapp 20 bis gut 23 Cent deutlich höher als beim Superbenzin, veränderte sich im Beobachtungszeitraum aber kaum.
Auch das Bundeskartellamt hat sich in den vergangenen Jahren mit dem Verdacht befasst, dass es auf dem Kraftstoffmarkt erhebliche Wettbewerbsdefizite gebe und die großen Anbieter ihre Macht dazu nutzen könnten, höhere Preise nach einem bestimmten Muster durchzusetzen.
Obwohl es bei dieser Auseinandersetzung nur um wenige Cent pro Liter gehe, sei sie nicht irrelevant, so Bukold. Eine "Preisverzerrung" von fünf Cent je Liter führe in Deutschland rechnerisch zu einem Kaufkraftverlust von jährlich drei Milliarden Euro.