Auf dem Genfer Autosalon zeigen Mercedes und Audi die jüngsten Kontrahenten in der umkämpften Golf-Klasse. Der Verkauf beginnt im Herbst.
A wie Angriff? Geht es nach Mercedes-Chef Dieter Zetsche, dann wird sich am oberen Ende der Kompaktklasse bald einiges bewegen. Schließlich hat er gerade auf dem Genfer Autosalon die sportlichste und schnittigste A-Klasse aller Zeiten enthüllt. Trat der kleinste Benz bislang eher gegen unspektakuläre Modelle wie den VW Golf Plus an, nimmt er nun direkt die Konkurrenz aus dem deutschen Süden ins Visier. Auf die treffen die Schwaben nicht unvorbereitet: BMW hat gerade erst vor einem Jahr den Einser erneuert, und just in Genf zieht auch Audi-Chef Rupert Stadler das Tuch vom neuen A3.
Dabei setzen die Bayern vor allem auf Noblesse und Hightech. Der unverändert 4,24 Meter lange, aber mit seinem größeren Radstand (2,60 Metern), dem flacheren Dach und der stärker taillierten Flanke sehr viel athletischere A3 sieht deshalb nicht nur außen besser aus. Vor allem innen legt er deutlich zu: Wären die Platzverhältnisse nicht ein wenig bescheidener und der Weg auf den Rücksitz nicht ganz so beschwerlich - man könnte sich angesichts des edlen Ambientes und der liebevollen Details fast schon in einem A6 oder gar in einem A8 wähnen.
Selbst bei der Ausstattung macht Audi kaum mehr einen Unterschied: "Fast alles, was es bei uns in der Oberklasse gibt, holen wir jetzt in die Kompaktklasse", heißt es offiziell. Das gilt für Assistenzsysteme wie den radargestützten Abstandsregler oder die Verkehrszeichenerkennung ebenso wie für das Soundsystem von Bang & Olufsen, den ausfahrbaren Flachbildschirm in der Mittelkonsole und das praktische Bediensystem auf der Mittelkonsole.
Während innen alles so aussieht und sich so anfühlt wie ein echter Audi, ist der A3 unter dem Blech eigentlich ein VW Golf. Als erstes Auto aus dem sogenannten Modularen Querbaukasten nimmt er bereits den Generationswechsel des Wolfsburger Bestsellers vorweg. Das heißt: Es gibt ein neues Fahrwerk mit Finessen wie verstellbaren Dämpfern und der elektronischen Differentialsperre und vor allem einen kompletten Satz neuer Motoren. Starten wird der A3 mit zwei Benzinern und einem Diesel. Alle Motoren sind Vierzylinder-Turbos mit Direkteinspritzung und bei mehr Leistung sparsamer als bisher. Die Basis bildet ein 122 PS starker 1,4-Liter. Darüber rangiert ein 2,0-Liter-TDI mit 143 PS und einem Normverbrauch von 4,1 Litern. Und an der Spitze steht ein 1,8 Liter großer TFSI mit 180 PS, der mit 232 km/h auch beim Tempo vorläufig die Obergrenze markiert.
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Zwar darf in Genf schon jeder gründlich schauen und kann den A3 direkt mit Emporkömmlingen wie dem BMW Einser und der neuen A-Klasse vergleichen. Doch bis es wirklich ernst wird, dauert es noch ein Weilchen. Denn vor den Werksferien im Sommer soll der Verkauf nicht mehr beginnen. Den weiteren Aufstieg des A3 erkennt man dann auch an der Preisliste: Den vornehmen Vetter des Golf wird es nicht unter 21 600 Euro geben - glatte 500 Euro mehr als bisher.
Auch die neue A-Klasse kommt erst um Herbst und dürfte sogar noch etwas teurer werden. Dabei setzen die Schwaben auf betonte Sportlichkeit. Mit Lust und Leidenschaft, einem schnellen Strich und kräftigen Motoren blasen sie so den meterdicken Staub aus ihrer Einstiegsbaureihe. Wo die neue B-Klasse den braven Bewahrer für Senioren gibt, steht die A-Klasse da wie frisch aus dem Jungbrunnen gefahren: Es gibt eine aggressive Frontpartie, die ihre Nase weit in den Wind reckt, und vor allem mit dem eigenwilligen Grill des AMG-Stylingpakets ungewohnte Akzente setzt. Weil der Sandwich-Boden gestrichen ist, sitzt man nicht nur tiefer und hat ein sportlicheres Fahrgefühl. Vor allem bekommt die A-Klasse dadurch eine schlanke Silhouette und duckt sich bis zu 18 Zentimeter tiefer als bisher auf den Asphalt. Selbst das Heck wirkt jetzt kurz und knackig, weil die A-Klasse ein wenig in die Breite geht und sexy Hüften bekommt. Dafür allerdings geht das Auto auch gewaltig in die Länge: War bislang knapp unter vier Metern Schluss, stehen jetzt 4,29 Meter im Fahrzeugschein. Und auch innen sind die Formen jetzt frecher, die Farben frischer und die Liebe zum Detail ist merklich gewachsen. Außerdem gibt es einen großen, freistehenden Monitor auf dem Armaturenbrett und Luftausströmer wie im Supersportler SLS.
Die komplett neue Motorenfamilie umfasst zunächst jeweils drei Benziner und Diesel. Der kleinste Selbstzünder ist mit 3,7 Litern zufrieden. Gleichzeitig wird die A-Klasse stärker und schneller: Die Palette reicht nun vom A 180 CDI mit 109 PS bis zum A 250, der mit stolzen 211 PS in der Liste steht.