Die zweitgrößte deutsche Bank hat Anleihen eingesammelt, dafür Aktien ausgegeben und somit ihre Kapitaldecke weiter gestärkt.
Frankfurt/Main. Die teilverstaatlichte Commerzbank hat ihre Bilanz gestärkt und den Risikopuffer für Krisenzeiten vergrößert. Mit dem Tausch von nachrangigen Anleihen in Aktien verbessert das Institut auf einen Schlag sein hartes Kernkapital um 776 Millionen Euro, wie die Bank am Montag in Frankfurt mitteilte. Das Grundkapital wird um rund sieben Prozent erhöht.
Für das Geschäft brachten Halter von Schuldverschreibungen Papiere im Wert von 965 Millionen Euro ein. Im Gegenzug gab die Bank 361 Millionen neue Aktien aus. Die Kapitalerhöhung verwässert den Anteil der bisherigen Anteilseigner. Der Bund tauscht einen Teil seiner Stillen Einlagen in neue Anteilsscheine und ist damit weiter mit etwas mehr als 25 Prozent an der Bank beteiligt.
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Da die Bank ihre eigenen Verbindlichkeiten billiger zurückkaufen konnte als diese in den Büchern standen, steigert die Transaktion den Überschuss im ersten Halbjahr um 87 Millionen Euro. Die gesparten Zinsverpflichtung sollen bis 2017 das Ergebnis vor Steuern um insgesamt weitere 484 Millionen Euro stärken. Insgesamt stärke die Transaktion das harte Kernkapital bis Ende 2017 voraussichtlich um rund 1,2 Milliarden Euro nach Steuern, berichtete das Institut.
Die Bank hatte den Investoren der Anleihen am 23. Februar das Tauschangebot unterbreitet. Insgesamt standen dafür gut 511 Millionen neue Aktien zur Verfügung. Dadurch hätte sie ihr Eigenkapital maximal um mehr als eine Milliarde Euro stärken können. Doch nicht alle Besitzer der Anleihen nahmen das Angebot an. Die Transaktion wurde von der US-Investmentbank Goldman Sachs gemanagt. Die Commerzbank-Aktien verloren bis zum Mittag knapp 3 Prozent, während der Dax nur 1 Prozent im Minus lag.
Einen ähnlichen Tausch hatte die Commerzbank bereits Anfang 2011 vollzogen. Ende vergangenen Jahres kaufte sie zudem weitere Anleihen gegen bar zurück. Zuletzt fehlten der zweitgrößten deutschen Bank noch 1,8 Milliarden Euro, um die beim Stresstest der europäischen Bankenaufsicht EBA ermittelte Kapitallücke von 5,3 Milliarden Euro zu schließen. Mit dem nun abgeschlossenen Rückkauf der eigenen Schulden sinkt der offene Kapitalbedarf auf rund eine Milliarde Euro.
Dabei betonte die Bank stets, dass sie den Umtausch gar nicht brauche, um die EBA-Vorgaben zu erfüllen. Bis Ende Juni will das Institut sein Kernkapital um weitere 2,9 Milliarden Euro stärken. Rund 1,2 Milliarden Euro sollen aus dem erwarteten Gewinn im ersten Halbjahr 2012 kommen, der Rest aus dem beschleunigten Abbau von Randaktivitäten und weiteren Risikopositionen. (dpa/abendblatt.de)