Gewerkschaft hat Streik bis zum Freitagabend verlängert – Einigung zwischen Konfliktparteien nicht in Sicht. Fraport nutzt Ersatzpersonal.

Frankfurt/Main. Der Arbeitskampf an Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt wird härter. In der Nacht zum Dienstag verlängerte die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) den Streik der knapp 200 Lotsen und Kontrolleure auf dem Vorfeld bis Freitag um 23.00 Uhr. Gleichzeitig warf die Gewerkschaft dem Flughafenbetreiber Fraport vor, mit dem Einsatz von kurzfristig geschultem Ersatzpersonal die Sicherheit der Fluggäste zu gefährden. Fraport wies den Vorwurf entschieden zurück. Verhandelt wird in dem festgefahrenen Tarifstreit derzeit nicht.

Die GdF hatte erst am Montag den am frühen Morgen begonnenen Arbeitskampf von 24 auf 48 Stunden ausgedehnt. Fraport reagierte gelassen auf die erneute Verlängerung des Arbeitskampfs und rechnete mit weniger Flugausfällen. „Wir haben uns darauf vorbereitet, auch längere Streikphasen zu überstehen“, sagte Firmensprecher Mike Schweitzer der Nachrichtenagentur dapd.

Am Montag waren vier Fünftel der geplanten 1.250 Flüge am Rhein-Main-Flughafen abgefertigt worden. Am Dienstag sollte die Quote noch besser werden. Bis zum Mittag waren 187 von 1.200 vorgesehenen Flügen annulliert. Die Lufthansa wollte nach dem Ausfall von 200 Flügen am Montag am Dienstag 160 Flüge streichen.

Die Gewerkschaft kritisierte den Einsatz von Ersatzpersonal für die Streikenden. GdF-Sprecher Matthias Maas sagte, viele Ersatzkräfte hätten nur eine Kurzausbildung von zwei Tagen hinter sich, während dafür normalerweise sechs bis sieben Monate erforderlich seien. Zudem würden die Ruhezeiten nicht mehr eingehalten.

„Das ist jenseits der Legalität“, sagte Maas. „Ich kann niemandem empfehlen, ab Frankfurt zu fliegen.“ Fraport-Sprecher Schweitzer wies die Anschuldigungen zurück. „Die Sicherheit ist hier jederzeit gewährleistet“, sagte er.

Beide Seiten werfen sich weiterhin Kompromisslosigkeit vor und reden noch nicht einmal miteinander. Umstritten ist unter anderem die Höhe der GdF-Forderungen im Schlichterspruch, den Fraport abgelehnt hatte. Der Flughafenbetreiber spricht von überzogenen Lohnerhöhungen von bis zu 70 Prozent.

Die Gewerkschaft weist diese Darstellung zurück. Es gehe um Lohnsteigerungen von „maximal 28 Prozent über komplette vier Jahre“, sagte Maas im ZDF-„Morgenmagazin“. Er forderte Fraport auf, den Schlichterspruch zu akzeptieren. „Wir wollen eigentlich dieses Papier nur unterschrieben haben“, erklärte er. Fraport habe den Schlichter, Hamburgs ehemaligen Bürgermeister Ole von Beust (CDU), selbst ausgesucht, aber dennoch dessen Spruch abgelehnt.

Maas sagte, die GdF sei zu sofortigen Verhandlungen mit Fraport bereit. Sollten die Arbeitgeber nicht einlenken, könne der Streik auch über den Freitag hinaus verlängert werden.

Fraport-Sprecher Schweitzer sagte, auch der Flughafen sei verhandlungsbereit, doch müsste die Gewerkschaft ihre starre Haltung aufgeben und den Streik beenden.

Aus Sicht des Flughafenbetreibers habe sich der Schlichterspruch auf den Konflikt mit der GdF konzentriert, sagte Schweitzer. „Wir müssen aber gucken, wie das in das Gehaltsgefüge von Fraport passt“, fügte er hinzu. Die Forderungen der GdF sprengten das Gehaltsgefüge für die gut 19.000 Flughafen-Mitarbeiter.

Arbeitgebervertreter forderten unterdessen als Lehre aus dem festgefahrenen Tarifstreit eine Rückkehr zur Tarifeinheit. „Wir sind für Tarifpartnerschaft, aber während der Laufzeit bestehender Tarifverträge, die für alle Arbeitnehmer eines Betriebes gelten, muss auch Friedenspflicht bestehen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Arbeitgeber (BDA), Reinhard Göhner, im ZDF-„Morgenmagazin“.

In Frankfurt nutze eine verschwindende Minderheit ihr „Erpressungspotenzial“, sagte Göhner. Wenn eine Mini-Gewerkschaft mit „exorbitanten Forderungen“ für weniger als ein Prozent der Beschäftigten einen Betrieb lahmlege, müsse die Tarifeinheit wiederhergestellt werden, forderte er. „Die Zersplitterung der Tariflandschaft ist hochgefährlich“, sagte Göhner.

Zuvor hatte bereits Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt mit Blick auf den Streik gefordert, dass „die Tarifeinheit schnellstens gesetzlich geregelt werden muss“. Das Bundesarbeitsgericht hatte den Grundsatz der Tarifeinheit, das Bestehen nur eines Tarifvertrags für ein Unternehmen, in einer Entscheidung vom Sommer 2010 aufgegeben.