Die Flugsicherung hat Mitarbeiter in Frankfurt aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Das hat auch Auswirkungen auf Flüge ab und nach Hamburg.

Frankfurt/Hamburg. Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) will ihren für Donnerstag geplanten Streik am Frankfurter Flughafen auf den Freitag ausdehnen. "Falls es kein Einsehen gibt, werden wir am Freitag von 8 bis 22 Uhr die Arbeit niederlegen“, sagte GdF-Sprecher Matthias Maas am Donnerstag. Am späten Nachmittag waren bereits 150 Flüge ausgefallen. Die Lufthansa hat zudem bereits für Freitag 250 Flüge aus dem Programm genommen, wie eine Sprecherin in Frankfurt berichtet. Es handele sich ausschließlich um Kurz- und Mittelstrecken, während die interkontinentalen Verbindungen aufrecht erhalten blieben.

Zuvor war Hamburgs Ex-Bürgermeister Ole von Beust mit seinen Vermittlungsversuchen im Tarifkonflikt am Frankfurter Flughafen gescheitert. Seit Donnerstag Nachmittag wird dort gestreikt - das hat auch Auswirkungen auf Hamburg. „Drei Flüge zwischen Hamburg und Frankfurt fallen bisher aus“, sagte Stefanie Harder vom Hamburger Flughafen. Sie rate den Passagieren, sich mit ihrer Fluggesellschaft in Verbindung zu setzen. Die Lufthansa bietet ihren Kunden kostenlose Stornierungen sowie Umbuchungen auf andere Flüge oder die Bahn an.

Seit 15 Uhr haben rund 200 Beschäftigte auf dem Vorfeld des Flughafens Frankfurt die Arbeit niedergelegt. "Wir gehen davon aus, dass der Flugverkehr massiv beeinträchtigt wird“, sagte GdF-Tarifvorstand Markus Siebers nach einer Sitzung des Gewerkschaftsvorstands. Die Streikenden könnten nicht ohne weiteres durch andere Mitarbeiter kompensiert werden. Wer auf dem Vorfeld eingesetzt werde, habe eine zweijährige Ausbildung erhalten, sagte GdF-Bundesvorstandsmitglied Markus Siebers. So schnell ließen sich die Streikenden also nicht mit anderen Fraport-Mitarbeitern ersetzen. Die GdF rief die Beschäftigten des Vorfelds am Mittwoch zum Streik auf.

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Laut GdF könnte die Arbeitsniederlegung den Flugverkehr am wichtigsten deutschen Drehkreuz zum Erliegen bringen. "Wir gehen davon aus, dass wir die Fraport in massive Schwierigkeiten bringen werden“, sagte Siebers am Mittwoch in Berlin. Es sei denkbar, "dass kein Flieger mehr an seine Position kommen wird“. Weitere Streiks sind nach Gewerkschaftsangaben bereits in Planung und sollen 24 Stunden vor Beginn bekanntgegeben werden.

Hintergrund ist der Tarifkonflikt um die 200 Beschäftigten, die als Verkehrsdisponenten, Vorfeldlotsen oder Flugzeug-Einweiser arbeiten. Sie wollen ein deutliche höheres Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen. Der Flughafenbetreiber Fraport hatte einen Schlichterspruch abgelehnt, der vom früheren Hamburger Bürgermeisters Ole von Beust stammt (CDU). Dieser sah nach Angaben des Verhandlungsführers der GdF, des Rechtsanwalts Dirk Vogelsang, vor, dass die Vorfeld-Beschäftigten in einer separaten Gesellschaft angestellt werden und einen eigenen Tarifvertrag bekommen. Bei einer Laufzeit von vier Jahren sah der Schlichterspruch demnach spürbare Gehaltserhöhungen vor. Die GdF nahm die Empfehlung an, Fraport lehnte sie ab.

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Der Flughafenbetreiber warf der Gewerkschaft vor, "bisher keinerlei nennenswerte Kompromissbereitschaft gezeigt“ zu haben. Sie streue bewusst falsche Informationen, um von den eigentlichen Knackpunkten abzulenken. Fraport habe die GdF-Forderungen für die Beschäftigten der Vorfeldkontrolle nahezu erfüllt, hieß es. Die Forderungen für die Verkehrszentrale und Vorfeldaufsicht seien aber im Verhältnis zu vergleichbaren Tätigkeiten in anderen Bereichen extrem hoch und stünden in keiner Relation zu den Aufgaben. "Wir stehen weiterhin zu dem gemachten Angebot und zur Rückkehr an den Verhandlungstisch, sofern die GdF zu vernünftigen Verhandlungen bereit ist“, sagte Fraport-Arbeitsdirektor Herbert Mai. Wer ohne nennenswertes Entgegenkommen auf hohen zweistelligen Forderungen im Wesentlichen beharre, "der handelt unverantwortlich“.

Fraport hat sich nun so gut es geht vorbereitet und will den Betrieb möglichst gut aufrechterhalten. Verzögerungen und Ausfälle seien nicht zu vermeiden, das Ziel sei aber, mehr als die Hälfte der Flüge abzuwickeln. Die streikenden Vorfeldlotsen werden von anderen Fraport-Beschäftigten ersetzt, kündigte der für den Flugbetrieb zuständige Vorstand Peter Schmitz am Mittwoch an. Man habe in den vergangenen Tagen intern zahlreiche Leute geschult und auf den aktuellen Stand gebracht. Abstriche bei der Sicherheit würden nicht gemacht. Schmitz forderte die Passagiere auf, sich bei ihren Fluggesellschaften zu informieren, ob die Flüge stattfinden. (abendblatt.de/dpa/dapd)