Mit dem Verkauf der Anteile an Hapag Lloyd will sich der Reisekonzern über Wasser halten, die Unruhen in Afrika hatten zuletzt Verluste gebracht.

Hamburg. Die größte deutsche Linienreederei Hapag-Lloyd kommt besser als die Konkurrenz durch die Turbulenzen der Branchen-Preiskämpfe. Das Hamburger Schifffahrtshaus meldete für das vergangene Jahr einen Gewinn vor Steuern und Zinsen von 101 Millionen Euro. Der Umsatz fiel um rund 100 Millionen auf 6,1 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Hamburg mitteilte. Das Transportvolumen von Hapag-Lloyd stieg 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 5,1 Prozent auf 5,2 Millionen Container.

Am Dienstagabend war bekanntgeworden, dass der Reisekonzern TUI weitere Anteile an der Reederei an ein Konsortium um die Stadt Hamburg und den Speditionsunternehmer Michael Kühne von Kühne und Nagel verkauft. Die Gruppe zahlt für die Aufstockung ihres Anteils um etwa 16 Prozent 600 Millionen Euro. Die Transaktion erfolgt in mehreren Stufen. TUI reduziert dadurch seinen Anteil auf rund 22 Prozent. Von den 600 Millionen Euro trägt die Stadt Hamburg 420 Millionen Euro, Kühne 160 Millionen Euro sowie die Versicherungen Hanse-Merkur 13 Millionen Euro und Signal Iduna sieben Millionen Euro. Der Reisekonzern will sich ganz von der Reederei trennen.

Das Konsortium Albert Ballin, in dem die Stadt Hamburg, der Logistikunternehmer Kühne sowie Banken, Versicherungen und andere Privatinvestoren zusammengeschlossen sind, hält derzeit 61,6 Prozent an Hapag-Lloyd, künftig werden es knapp 80 Prozent sein.

Das Konsortium war 2008 bei Hapag-Lloyd eingestiegen. Die Stadt wollte damit die Übernahme der Reederei durch einen Konkurrenten vermeiden, der möglicherweise die Firmenzentrale in Hamburg geschlossen und Tausende Beschäftigte entlassen hätte.

In der weltweiten Containerschifffahrt herrscht seit einem Jahr ein Kampf um Marktanteile. Dadurch fuhren zahlreiche Reeder tief in die roten Zahlen, obwohl der Welthandel zunimmt.

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In einem am Mittwoch veröffentlichtem Zwischenbericht der TUI wird ein anteiliger Quartalsverlust der Hapag-Lloyd von neun Millionen Euro ausgewiesen. Auf dieser Basis läge der gesamte Quartalsverlust der Reederei bei rund 23 Millionen Euro. Ein Sprecher der Reederei lehnte einen Kommentar dazu ab. Endgültige Zahlen veröffentlicht Hapag-Lloyd am 22. März. Andere Containerreedereien hatten weit höhere Verluste gemeldet.

„Angesichts des äußerst widrigen Marktumfeldes setzt dieses Ergebnis ein beachtliches Zeichen und unterstreicht abermals, dass Hapag-Lloyd zu den erfolgreichsten Linienreedereien gehört“, sagte der Vorstandsvorsitzende von Hapag-Lloyd, Michael Behrendt.

Mit den Erlösen aus dem Teilverkauf will TUI vor allem seinen Schuldenberg abbauen. Der Konzern komme mit der Transaktion seinem Ziel, bis Ende des Geschäftjahres 2011/12 schuldenfrei zu sein, einen großen Schritt näher, sagte TUI-Finanzvorstand Horst Baier am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. Das wäre bis Ende September. Daneben wolle das Unternehmen sein Kerngeschäft Tourismus mit Übernahmen ausbauen. Konkretes gebe es derzeit aber nicht, sagte er.

Ebenfalls am Mittwoch war bekannt geworden, dass unter anderem die Unruhen in Nordafrika TUI im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres tiefer in die roten Zahlen gedrückt haben. Der Konzern meldete in Hannover einen um mehr als 40 Millionen Euro höheren Nettoverlust von 137 Millionen Euro für die Monate Oktober bis Dezember. Der Umsatz stieg um fast fünf Prozent auf 3,45 Milliarden Euro.

TUI begründete die Abwärtsentwicklung mit rund 30 Millionen Euro zusätzlicher Verluste wegen der Unruhen in den nordafrikanischen Zielgebieten, sowie knapp zehn Millionen Euro zusätzlicher Verluste der Reedereitochter Hapag-Lloyd, aus der TUI sich gerade zurückzieht.

Rote Zahlen sind in der Reisebranche im Winterhalbjahr üblich, weil Vorleistungen für Hotels und ähnliches anfallen. Für das Gesamtjahr rechnet der TUI-Vorstand weiter mit Gewinnen. TUI berichtete von steigenden Einnahmen aus Spezialreisen, bei denen der Konzern höhere Gewinne als bei klassischen Pauschalreisen einstreichen kann.

Der seit vielen Jahren von hohen Schulden belastete Konzern kündigte an, zum Ende des Geschäftsjahres im Herbst solle TUI schuldenfrei sei. Dazu trage auch der Verkauf des weiteren Anteils an Hapag-Lloyd bei, der bis Jahresmitte 700 Millionen Euro in die Kasse spülen soll. (dapd/dpa)