Betriebsgewinn 2011 um 26 Prozent geschrumpft. Nivea-Konzern machte im Schlussquartal Verluste. Vorstand bleibt Ausblick schuldig.
Hamburg. Beiersdorf hat wegen des verschärften Sparkurses im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch verbucht. Der Hamburger Dax-Konzern bezifferte den Betriebsgewinn (Ebit) am Mittwoch auf 431 Millionen Euro, gut ein Viertel weniger als zuvor. Analysten hatten allerdings mit noch weniger gerechnet. Der Konzernumsatz kletterte nur leicht um nominal ein Prozent auf 5,6 Milliarden Euro, weil Beiersdorf seine Kosmetiksparte in Europa und China neu ausrichtet und unrentable Produkte aus den Regalen genommen hat. Die Klebstoff-Tochter Tesa steigerte ihren Umsatz dagegen um gut sieben Prozent.
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Im Schlussquartal, auf das ein Großteil der Belastungen durch den Konzernumbau entfiel, geriet Beiersdorf sogar in die roten Zahlen. Nach Reuters-Berechnungen belief sich der Betriebsverlust auf 60 Millionen Euro – deutlich weniger als Analysten erwartet hatten, die im Schnitt für diesen Zeitraum von mehr als dem Doppelten ausgegangen waren. Beiersdorf wollte sich dazu nicht äußern und verwies darauf, dass es sich um vorläufige Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr handele. Einen Ausblick für 2012 will der von der Tchibo-Mutter Maxingvest kontrollierte Traditionskonzern erst bei der Vorlage der Bilanz für 2011 Anfang März wagen.
Beiersdorf hatte im November den Abbau von weltweit bis zu 1000 Stellen angekündigt und will das Geschäft seiner Kosmetiksparte mit Marken wie Nivea, Eucerin und Labello künftig stärker regional führen. Ein Großteil der Kosten für den Umbau wurde im Schlussquartal verbucht. Dennoch ist der Konzern damit wohl nicht über den Berg: Analysten rechnen mit einem weiteren schwierigen Jahr für den Dax-Konzern mit zuletzt rund 18.000 Beschäftigten.
„Die Herausforderungen in der Sparte für Konsumartikel scheinen größer als erwartet“, schrieb die DZ Bank jüngst in einem Kommentar. Es sei ungewiss, ob Beiersdorf seine Kernmarke Nivea überhaupt zu alter Stärke zurückführen könne. Die Analysten von Sanford Bernstein erwarten eine längere Phase der Unsicherheit bei Beiersdorf. Das Management werde sich vermutlich mit Vorhersagen zurückhalten, bis der neue Vorstandschef Stefan Heidenreich im April an die Unternehmensspitze gerückt sei. Die bereits leidgeprüften Beiersdorf-Anleger werde dies wahrscheinlich erneut enttäuschen.
Beiersdorf hatte im vergangenen Jahr mitten in der Restrukturierung den Rückzug von Vorstandschef Thomas-Bernd Quaas angekündigt. Sein Nachfolger Stefan Heidenreich, der von der auf Babynahrung und Konfitüren spezialisierten Hero-Gruppe kommt, wurde zum Jahresanfang in den Vorstand berufen. Der 48-Jährige soll nach der Hauptversammlung am 26. April den Vorstandsvorsitz von Quaas übernehmen, der dann in den Aufsichtsrat wechseln soll.
Der Hamburger Konzern, der mit Unternehmen wie Henkel und L'Oreal konkurriert, hatte im vergangenen Jahr mit hohem Werbeaufwand versucht, die Geschäfte wieder in Fahrt zu bringen, war damit aber nicht schnell genug vorangekommen. Daraufhin kündigte der Vorstand eine schärfere Gangart an.