Die Beschäftigten der Drogeriekette erfahren aus den Medien von der Pleite
Berlin. Für die Mitarbeiterin der Schlecker-Filiale in Berlin-Mitte kam der Schock über die Medien: Ihr Arbeitgeber, die Drogeriekette Schlecker, ist pleite. „Das habe ich nicht gewusst“, sagt die 37-Jährige am Freitagnachmittag. Erst über einen Journalisten, der sie auf die Pleite ansprach, erfuhr sie von der Insolvenz. Das Unternehmen habe sie nicht informiert, sagt die Frau. Wie der Berlinerin geht es Mitarbeitern auch in anderen deutschen Städten.
Schlecker schlittert in die Pleite
„Ich habe Angst, dass ich jetzt meinen Arbeitsplatz verliere“, sagt die Berliner Verkäuferin, die seit 15 Jahren bei der Drogeriekette arbeitet. Nach so langer Zeit seien die Pleite und der drohende Arbeitsplatzverlust ein herber Schlag. „Das ist mein Ding, man lebt ja davon“, sagt sie mit Blick auf ihre langjährige Zugehörigkeit zum Unternehmen.
Auch in München sitzt der Schock bei den Mitarbeitern tief. „Ich habe natürlich Angst, dass die Filiale geschlossen wird. Wenn sie schließt, weiß ich nicht, was ich machen soll“, sagt eine Verkäuferin in der bayerischen Landeshauptstadt. Wie ihre Berliner Kollegin wusste auch sie bis zuletzt nicht über die Pleite Bescheid. „Ich habe die Nachricht von der Insolvenz aus den Medien“, sagt sie. Selbst die Filialleitung habe bisher keine Informationen von der Geschäftsführung bekommen.
Die Filiale in der Münchner Innenstadt wirkt am Freitagnachmittag wie leer gefegt. „Einige Kunden haben sich in den letzten Tagen beschwert, weil wir manche Ware nicht mehr rein bekommen“, erläutert die Frau. Besonders bei Süßigkeiten, Tabakwaren und Haarfärbemitteln werde nicht mehr alles nachgeliefert.
Ähnlich sieht es auch in der Berliner Filiale aus. Während die Menschen in einem nahe gelegenen Supermarkt an der Kasse Schlange stehen, kommen in die Schlecker-Filiale kaum Kunden. Ein Mann, der sich gerade eine Großpackung Taschentücher gekauft hat, sagt, „vielleicht ist es nicht rentabel, dass sie ein so dichtes Filialnetz haben“. Die Insolvenz des Unternehmens finde er „schade“. Man denke in so einer Situation ja immer erst an die Mitarbeiter.
In Düsseldorf hielten sich die Schlecker-Mitarbeiter mit Aussagen gegenüber Journalisten zurück. In drei Filialen verwiesen die Angestellten darauf, dass sie nichts sagen dürften. Auch hier wurden die Mitarbeiter erst durch Kunden oder Journalisten informiert. Die Angestellten in einer Filiale erfuhren von der Pleite, als ein Fotograf die Filiale ablichtete. In Dresden wollten sich Schlecker-Mitarbeiter gar nicht äußern. Ein Journalist, der nachgefragt hatte, wurde des Geschäfts verwiesen.