Hunderte von Filialschließungen brachten keine Lösung. Nun soll die Planinsolvenz Schlecker und die 30.000 Jobs in Deutschland retten.

Ehingen/Ulm. Deutschlands größte Drogeriemarktkette Schlecker strebt die Planinsolvenz an, wie das Unternehmen am Freitag bestätigte. Der Insolvenzantrag solle „kurzfristig“ eingereicht werden. Ziel sei der Erhalt eines großen Teils des tausende Läden umfassenden Filialnetzes und damit auch der etwa 30.000 Jobs in Deutschland. Der Geschäftsbetrieb werde unverändert weiterlaufen. Ein Insolvenzantrag werde spätestens am Montag (23. Januar) eingereicht. Ein Sprecher des Amtsgerichts Ulm sagte, noch seien keine Unterlagen eingetroffen.

Aktuell habe eine geplante Zwischenfinanzierung nicht sichergestellt werden können, erklärte Schlecker. Daher könnten die weiteren Maßnahmen der aktuell laufenden Restrukturierung nicht so umgesetzt werden, wie geplant. Um welchen Betrag es geht, wollte ein Sprecher nicht sagen.

+++ Hintergrund: Die Planinsolvenz +++


+++ Schlecker will sich über Insolvenz sanieren +++

In seinem Insolvenzantrag will Schlecker nun auch direkt den Gläubigern Vorschläge unterbreiten, wie es mit dem Konzern weitergehen kann. Die Mitarbeiter wurden ebenfalls am Freitag informiert. „Wir glauben an die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens“, sagte der Sprecher.

Berichte über Lieferengpässe und Zahlungsschwierigkeiten hatte Schlecker zuletzt immer wieder dementiert. Die Unternehmenserben Meike und Lars Schlecker hatten auch daran festgehalten, nach jahrelang roten Zahlen dieses Jahr wieder Gewinn machen zu wollen.

+++ Schlecker will weitere 600 Filialen schließen +++

Schlecker war in den vergangenen Jahren immer stärker unter Druck geraten. Zuletzt hatte das Unternehmen über 1000 Filialen zugemacht und begonnen, sein altes Filialnetz zu sanieren. Ziel ist es, mit attraktiveren Läden mit den Konkurrenten dm und Rossmann mithalten zu können.

Im Geschäftsjahr 2010 war der europaweite Umsatz um rund 650 Millionen Euro auf 6,55 Milliarden Euro gesunken. Für 2011 rechnete der schwäbische Familienkonzern erneut mit sinkenden Erlösen. Neuere Zahlen hatte Schlecker bisher nicht genannt. Angaben zum Gewinn oder Verlust macht die Kette traditionell nicht. Die Mitarbeiterzahl lag Ende 2011 bei über 30 000 in Deutschland und weiteren rund 17 000 im Ausland.

Zuletzt hatte Schlecker noch rund 7000 Läden in Deutschland und etwa 3000 weitere in Österreich, Spanien, Frankreich, Italien, Tschechien, Polen und Portugal. Im Wettbewerb hatten die Konkurrenten dm und Rossmann zuletzt aufgeholt.

Für den Schlecker-Konkurrenten Rossmann kommt die Insolvenz nicht überraschend:„Die Insolvenz ist eine Katastrophe für die Mitarbeiter und die Inhaberfamilie, die ich seit über 35 Jahren persönlich kenne“, sagte Dirk Roßmann, Gründer der Drogeriekette Rossmann in Burgwedel bei Hannover. Die rückläufigen Erlöse und der geringe Durchschnittsumsatz der einzelnen Filialen hätten die Entwicklung in der Branche absehbar gemacht.

Hintergrund sei aber der heftige Wettbewerb im deutschen Einzelhandel, der den Verbrauchern insgesamt zugute komme, sagte der Unternehmer. Die Rossmann-Kette war seit vielen Jahren die Nummer drei auf dem umkämpften Drogeriemarkt nach Schlecker und dm.

Der Drogeriekonzern Schlecker geht in die Planinsolvenz, wie das Unternehmen am Freitag bestätigte. Der Insolvenzantrag werde „kurzfristig“ eingereicht. Ziel sei der Erhalt eines großen Teils des Filialnetzes und damit auch der Arbeitsplätze. Der Geschäftsbetrieb werde unverändert weiterlaufen.

+++ Verdi will möglichst viele Arbeitsplätze retten +++

Nach dem Insolvenzantrag von Schlecker fordert die Gewerkschaft Verdi vom Eigentümer „volles Engagement“ zur Rettung der mehr als 30.000 Arbeitsplätze. „Anton Schlecker trägt als Eigentümer persönlich die Verantwortung für seine Beschäftigten“, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger in Berlin. Besonders in einem solchen Falle gelte, dass Eigentum verpflichte.

Gemeinsam mit den Betriebsräten und den Betroffenen werde die Gewerkschaft nun beraten, „welche konkreten Schritte kurzfristig eingeleitet werden müssen“. Schlecker sei im Dezember mit der Bitte um Verhandlungen über einen Sanierungstarifvertrag an Verdi herangetreten, teilte die Gewerkschaft mit. (dpa/abendblatt.de)