Airbus hatte die höchste Auslieferungsrate – Neuaufträge sichern Produktion auf Jahre. Auch Muttergesellschaft EADS profitiert davon.

Hamburg. Das vergangenen Jahr war ein Rekordjahr für den europäischen Flugzeugproduzenten Airbus, der im laufenden Jahr 4000 neue Mitarbeiter einstellen will. Auf einer gemeinsamen Neujahrskonferenz mit dem Mutterkonzern EADS im Hamburger Airbus-Werk sprach Verkaufschef John Leahy am Dienstag vom erfolgreichsten Jahr des Unternehmens. „Wir hatten die höchste Auslieferungsrate unserer Geschichte“, sagte Airbus-Chef Thomas Enders zum Erfolgsjahr 2011. Es sei angesichts von Ersatzteil-Lieferengpässen – etwa durch das verheerende Erdbeben in Japan – nicht einfach gewesen.

Airbus erhielt 2011 netto 1419 Bestellungen, der höchste Auftragseingang in der Unternehmensgeschichte. Insgesamt wurden mit 534 Maschinen so viele neue Flugzeuge ausgeliefert wie nie zuvor. In den Airbus-Auftragsbüchern stehen nun Aufträge für 4437 Flugzeuge im Gesamtwert von 588 Milliarden Dollar nach Listenpreis, was die Produktion für bis zu acht Jahre sichert.

„EADS ist eine Wachstums-Story und eine Geld-Maschine“, sagte EADS-Chef Louis Gallois. Es gelte nun, den Luft- und Raumfahrtkonzern trotz wachsender Konkurrenz profitabler zu machen und das internationale Profil zu schärfen; Europa, USA und Schwellenländer seien die drei wichtigsten Pfeiler. Das werde aber nicht auf Kosten der Arbeitsplätze in Europa gehen.

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Leahy betonte, dass er im laufenden Jahr mit weniger Aufträgen rechne. Sie würden aber mindestens der Zahl der Auslieferungen entsprechen. Diese veranschlagt Airbus für 2012 auf 570. Konkret geht Leahy von 600 bis 650 Aufträgen aus – der deutliche Rückgang sei angesichts des üppigen Auftragsbestands durchaus erwünscht. Den Airbus-Marktanteil schätzt er für 2012 auf um die 50 Prozent. Vom Mega-Flieger A380 sollen in diesem Jahr 30 Jets verkauft und auch ausgeliefert werden.

Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben einen Weltmarktanteil von 64 Prozent nach Bestellungen (54 Prozent nach Umsatz). Verkaufsrenner des Vorjahres war der mit sparsameren Triebwerken ausgerüstete A320neo, den Leahy „das sich am schnellsten verkaufende Flugzeugprojekt der Luftfahrtgeschichte“ nannte. 2011 gingen alleine für dieses Modell 1226 Festbestellungen ein. US-Konkurrent Boeing sei 2011 nur im mittleren Marktsegment besser als Airbus gewesen. Leahy: „Wir waren in neun der vergangenen zehn Jahren der größte Flugzeughersteller.“

Der Luftverkehr sei ein enormer Wachstumsmarkt, der sich trotz weltweiter Krisen alle 15 Jahre verdoppele. Während Europa weitgehend als Markt stagniere, sei der asiatisch-pazifische Raum ein absoluter Boommarkt, der von Airbus dominiert werde. Nach 4500 Neueinstellungen im Vorjahr kommt Airbus nun auf 55 000 Mitarbeiter.

Gallois hob hervor, der Konzern habe bisher auf der Startbahn gestanden, hebe nun aber ab Richtung Wachstumsmärkte. Mit Blick auf seinen Nachfolger – nach bisherigen Plänen im deutsch-französisch dominierten Konzern soll es Thomas Enders werden – betonte der scheidende Gallois, derartige Entscheidungen bräuchten Zeit. Mit Blick auf die globale Krise warnte er vor Orientierungslosigkeit. Die Schuldenkrise müsse schnell gelöst werden, um Marktvertrauen wieder herzustellen, forderte Gallois. „Wir brauchen klare Signale, die von jedem verstanden werden.“ EADS als multinationales Unternehmen könne ein gutes Vorbild für die Politik sein. (dpa/abendblatt.de)