Die Hamburger Modekette steigert Umsatz und Gewinn trotz Stagnation in der Branche. Blumenmuster und farbige Chino-Hosen im Trend.
Hamburg. Ungeachtet der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Textilbranche treibt die Hamburger Modekette Tom Tailor ihre Expansion weiter voran. "Wir wollen in diesem Jahr etwa 60 neue Filialen eröffnen", kündigte der Vorstandsstandschef des börsennotierten Unternehmens, Dieter Holzer, gestern gegenüber dem Abendblatt an. Wachsen werde Tom Tailor vor allem in den Kernmärkten Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, sowie in den Beneluxstaaten. Holzer: "Eine Kaufzurückhaltung bei unseren Kunden spüren wir bislang nicht."
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Bereits das vergangene Jahr verlief für die Hamburger, die sich auf legere Freizeitkleidung und Accessoires spezialisiert haben, ausgesprochen erfolgreich. Im Segment Einzelhandel legte der Umsatz um rund 45 Prozent im Vergleich zu 2010 zu. Dies war vor allem durch die Eröffnung von insgesamt 90 neuen Läden auf nun fast 250 zu erklären. Doch auch auf vergleichbarer Fläche gelang den Hanseaten immer noch ein Erlöszuwachs von sieben Prozent. Insgesamt erwartet der Vorstand für 2011 einen Umsatz von mehr als 400 Millionen Euro und einen Gewinn (Ebitda) von rund 48 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs um 350 auf 1550.
Damit dürfte sich Tom Tailor deutlich von der übrigen Branche abgesetzt haben, die nach Einschätzung des Bundesverbands des deutschen Textileinzelhandels (BTE) gerade mal ein minimales Plus von einem bis 1,5 Prozent verbuchen konnte. Vor allem das milde Wetter zum Jahresende verdarb der Branche das Geschäft mit warmer Herbst- und Winterkleidung.
"Wir analysieren sehr genau und systematisch die Wünsche unserer Kunden und richten darauf unser Sortiment aus", erklärt Holzer den Erfolg des Unternehmens. "Unsere Trefferquote ist hoch." In diesem Frühjahr setzt Tom Tailor insbesondere auf gewaschene Jeanshemden, hochkrempelte Chino-Hosen und Boots bei den Herren. Damen tragen farbige Stoffe mit Blumen und ornamentalen Drucken. Von Juli an soll zudem Unter- und Nachtwäsche für Frauen mit ins Sortiment aufgenommen werden. Dazu kooperieren die Hamburger mit der Düsseldorfer Firma Atlas Design, die die Lizenz für die Produkte erhalten hat. "Wir sind überzeugt, dass wir durch die große Bekanntheit der Marke Tom Tailor auch gute Umsätze mit der neuen Wäschelinie erzielen können", sagt Holzer.
Beruhigt hat sich mittlerweile die Lage an den Rohstoffmärkten, die der gesamten Textilbranche im vergangenen Jahr große Probleme bereitete. "Der Baumwollpreis hat sich 2011 halbiert und die Lage an den Beschaffungsmärkten wieder normalisiert", sagt Holzer.
Außerhalb der europäischen Kernmärkte sieht Holzer noch großes Wachstumspotenzial für Tom Tailor in Russland, wo die Modekette im vergangenen Jahr auf niedrigem Niveau um 60 Prozent zulegen konnte. "Auch der türkische Markt ist grundsätzlich interessant", sagt der Vorstandschef. Allerdings produziere Tom Tailor 90 Prozent seiner Waren in Asien, unter anderem in China, Indien, Pakistan, Vietnam oder Kambodscha. "Daher müssten wir bei der Einfuhr in die Türkei 30 Prozent Steuern zahlen", so Holzer. "Dadurch wäre unsere Ware kaum wettbewerbsfähig."
Wenig beeindruckt zeigten sich die Börsianer vom weiteren Wachstumskurs des Unternehmens. Zwar legte der Kurs der im SDAX gelisteten Modekette gestern um gut 1,7 Prozent zu. Mit gut zwölf Euro kostet die Aktie derzeit aber rund einen Euro weniger als beim Börsengang im März 2010. "Auch wir können uns vom insgesamt schwachen Börsenumfeld nicht vollständig absetzen", sagt Holzer. "Wir sind aber überzeugt, dass sich unsere auf profitables Wachstum ausgerichtete Strategie langfristig auch in der Kursentwicklung widerspiegeln wird."