Vom digitalen Klassenzimmer bis zu berührungsempfindlichen Tischen - Kanzlerin Merkel auf dem Rundgang über die Cebit.
Hannover. Auf einmal sind Hannover und Madrid ganz nah. Und die Kanzlerin und der spanische Ministerpräsident sitzen im „digitalen Klassenzimmer“. Per Internet-Videokonferenz sind Angela Merkel und José Luis Rodríguez Zapatero mit Schülern in der spanischen Hauptstadt verbunden, in Hannover hocken sie bei ihrem Cebit-Rundgang neben Sechstklässlern einer Berliner Europa-Schule. „Waren Sie schon einmal in Madrid, Frau Merkel?“, fragt eine Schülerin. „Ja, aber nur kurz, ich habe noch keine Stadtführung gemacht“, antwortet die Kanzlerin, und bekommt anschließend ein Plakat überreicht, darauf steht: „Bits für die Bildungsrepublik“ - die Merkel einst ausgerufen hat.
Der Besuch bei Microsoft ist eine von 15 Stationen in zweieinhalb Stunden beim Messe-Rundgang am Dienstag – macht pro Stand rein rechnerisch zehn Minuten. Merkel und Zapatero vorneweg, dahinter ihr Gefolge: Deutsche und spanische Minister, der Messe-Vorstand. Und die „Meute“: Zahlreiche Kamerateams, Fotografen und Reporter.
Sie sehen, wie Merkel und Zapatero den Messe-Pavillon des CeBIT- Partnerlands Spanien besichtigen und von der „digitalen Zukunft“ sprechen. Telekom-Chef René Obermann zeigt der Kanzlerin, wie „intelligente Netze“ für mehr Transparenz beim Stromverbrauch sorgen sollen, woraufhin Merkel sagt: „Das ist schön.“ Anschließend kündigt sie aber noch an, sie wolle der „T-City“ in Friedrichshafen, wo laut Telekom „die Zukunft erlebbar“ gemacht wird, gerne einmal einen Besuch abstatten.
Bei SAP bekommt Merkel eine „Datenbrille“, die sie sich aufsetzt, ein schönes Bild für die Fotografen. Die Brille soll „IT-Prozesse in Produktion und Lagerhaltung“ unterstützen. Rittal präsentiert das „erste absolut autarke Rechenzentrum der Welt“, bei der Software AG lernen die Regierungschefs etwas über den modernen Einsatz von Prozess-Software. Und als Vorstandschef Karl-Heinz Streibich Merkel bittet, doch einige Sätze an die Mitarbeiter zu richten, sagt die Kanzlerin einige nette Sätze. Sie dankt den Mitarbeitern für ihre Innovationskraft und ihre Kreativität. Und schon wartet die nächste Station.
Merkel fragt meist interessiert nach, aber wenn ihr ein Vortrag zu lange dauert, verschränkt sie schon einmal die Arme und scheint gelangweilt zu sein. Zum Schluss dann ein kurzes Fazit: „Es zeigt sich, wenn ich meine Rundgänge auf der Cebit aus den vergangenen Jahren anschaue, dass immer mehr Anwendungen für die Kunden im Vordergrund stehen.“ Und: „Die Durchdringung des gesamten Lebens mit Informations- und Kommunikationstechnologie wird sicherlich unsere nächsten Jahre prägen.“
Anschließend eilt Merkel zu ihrer Dienstlimousine, Fragen der Reporter sind nicht vorgesehen. Und so schweigt die Kanzlerin auch zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das die Massen-Speicherung von Telefon- und Internetdaten zur Strafverfolgung gekippt hat - während des Merkel-Rundgangs auf der Cebit.