Das Thema Green IT (grüne Technologien) ist auch in diesem Jahr wieder ein Schwerpunkt der Cebit. Europaweit gibt es Bewegung.
Hamburg/Hannover. Einmal googeln kostet so viel Strom wie eine Stunde Licht aus einer Energiesparlampe. So mancher Internetrouter verbraucht fast so viel Energie wie ein Kühlschrank. Wer einen wenig effizienten Computer kauft, muss pro Jahr bis zu 50 Euro mehr für Strom ausgeben. Kurz: Die Informationstechnologie (IT) ist mittlerweile ebenso klimaschädlich wie der weltweite Flugverkehr. In Deutschland verbrauchen IT-Geräte mehr als zehn Prozent des gesamten Stroms - mit steigender Tendenz.
Was Wissenschaftler und Umweltinitiativen ausgerechnet haben, macht deutlich: Es zahlt sich aus, beim Gerätekauf auf den Energieverbrauch zu achten. "Damit schonen Verbraucher nicht nur den Geldbeutel, sondern auch das Klima", sagt Jens Gröger vom Öko-Institut. Leichter gesagt als getan. "Die bestehenden Label und Kennzeichnungen sind wenig aussagekräftig", kritisiert Christian Noll, Experte für Energieeffizienz beim Umweltverband BUND. Deshalb setzt er sich gemeinsam mit weiteren Verbänden für ein verpflichtendes, EU-weites Energielabel und gesetzliche Mindeststandards für IT-Produkte ein. "Das motiviert die Hersteller, besonders energieeffiziente Produkte zu entwickeln", sagte Noll dem Abendblatt. Bei Kühlgeräten habe es so gut funktioniert, dass neue Geräte bald den festgelegten Höchststandard des Labels übertrafen. Die Anforderungen an das Siegel müssten darum regelmäßig aktualisiert werden, fordern die Umweltschützer von BUND, Deutsche Umwelthilfe, Öko-Institut, B.A.U.M. und Deutschem Naturschutzring. Sie verweisen auf die Machtposition des Verbrauchers, der durch steigende Nachfrage nach energieeffizienten Produkten die Hersteller beeinflussen kann. "Wirtschaftlicher sind häufig diejenigen Geräte, die deutlich weniger Energie verbrauchen - auch wenn manchmal deren Einkaufspreis höher ist", sagt Dieter Brübach, Vorstand beim Umweltverband der Wirtschaft B.A.U.M.
Einen lobenswerten Vorstoß in Richtung Energiesparen macht das Fachmagazin "Computerbild", das anlässlich der weltgrößten IT-Messe Cebit in Hannover ein eigenes Testsiegel einführt. Der Clou: Das Kennzeichen informiert nicht nur über den Energieverbrauch eines Geräts, sondern macht auch Angaben zu jährlichen Stromverbrauchskosten. Diese sind nach Angaben des Öko-Instituts oft höher als die eigentlichen Anschaffungskosten.
Das Thema Green IT (grüne Technologien) ist auch in diesem Jahr wieder ein Schwerpunkt der Cebit. Auch europaweit gibt es Bewegung: Gerade hat die EU Höchstgrenzen für den Standby-Verbrauch bei neu auf den Markt gebrachten Geräten beschlossen. Aus Sicht von Umweltschützern könnte sich in diesem Bereich allerdings viel mehr tun. "Für die Industrie ist Green IT bislang vor allem ein kostengetriebenes Thema, bei dem eher Prozesse als die Technik an sich verbessert werden", sagt Noll. So hätten sich grüne Rechenzentren, die durch bessere Auslastung und Geräte Energie sparen, etabliert.
Sensationen bei den neuen Produkten, die die 4150 ausstellenden Unternehmen bei der Cebit zeigen, erwartet der Umweltschützer jedoch nicht. Viele der bereits angekündigten Neuheiten wie die 3D-Technik auf dem Fernseher oder der E-Reader verbrauchen schließlich zusätzliche Energie - und sorgen für noch mehr Elektroschrott, der nach oft nur kurzer Nutzungsdauer entsorgt werden muss. "Ein angenehmer Trend ist aber das Netbook", urteilt Noll. Mit einem solchen Minilaptop verbraucht ein Nutzer nur ein Drittel des Stroms, den ein PC schlucken würde - und kann jährlich bis zu 35 Euro sparen.