Deutsche Konzerne gehören beim Klimaschutz zur Weltspitze. Aber Experten fürchten, dass das auf Dauer allein nicht reichen wird.

Frankfurt/Main. Deutsche Konzerne haben sich einer Studie zufolge zwar ehrgeizige Reduktionsziele beim Kohlendioxid-Ausstoß gesetzt – zum Kampf gegen den Klimawandel aber reiche das nicht. Die Klimadaten-Initiative CDP erklärte am Dienstag, die an der Initiative beteiligten deutschen Firmen wollten ihren CO2-Ausstoß jährlich im Schnitt um 2,8 Prozent senken. Zum Stopp einer gefährlichen Erderwärmung sei aber eine Reduzierung um 3,9 Prozent notwendig. Wie das von der Umweltorganisation WWF und dem Vermögensverwaltungsverband BVI unterstützte Carbon Disclosure Project (CDP) mitteilte, haben sich in diesem Jahr 57 Prozent der an der Initiative beteiligten deutschen Unternehmen Reduktionsziele gesetzt, während es im vergangenen Jahr nur 49 Prozent waren. 41 Prozent (2008: 30 Prozent) dieser Unternehmen hätten ihre Ziele auch in Zahlen formuliert. Allerdings hätten die Unternehmen meist keine langfristige Zielsetzung über das Jahr 2015 hinaus, teilte das CDP mit.

Das durchschnittliche Ziel einer Emissionsminderung um jährlich 2,8 Prozent bei den beteiligten deutschen Unternehmen nannte das CDP „überdurchschnittlich“. Weltweit liege der Durchschnitt bei den Konzernen bei einem angestrebten Minus von 1,9 Prozent. Zugleich gab die Klimadaten-Initiative zu bedenken, dass eine jährliche Emissionsminderung um mindestens 3,9 Prozent nötig wäre, um den Treibhausgas-Ausstoß in den Industrieländern bis zum Jahr 2050 um insgesamt 80 Prozent zu senken.

Dem Weltklimarat zufolge kann eine Erderwärmung um mehr als zwei Grad im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten nur verhindert werden, wenn die Emissionen der Industrieländer bis 2050 um 80 bis 95 Prozent sinken. Steigt die Erwärmung um mehr als zwei Grad Celsius, droht der Klimakollaps. Insgesamt hätten die Unternehmen mittlerweile ein besseres Verständnis für ihre Chancen und Risiken durch den Klimawandel entwickelt, erklärte das CDP. 67 Prozent (2008: 77 Prozent) nehmen den Klimawandel zwar nach wie vor als Risiko dar, da sie gesetzliche oder regulatorische Änderungen befürchten, die sich negativ auf die Geschäftsentwicklung auswirken könnten. Umgekehrt sähen mittlerweile aber auch 79 Prozent (2008: 73 Prozent) der Unternehmen Chancen durch die Herausforderungen des Klimawandels.

Dieses Jahr meldeten 102 deutsche Unternehmen ihre Klimadaten an das CDP, im Vorjahr waren es noch 109 gewesen. Allerdings waren darunter auch fast alle im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen. 51 Prozent der beteiligten Unternehmen hätten ihre Klimadaten extern prüfen lassen – nach rund 36 Prozent im Vorjahr eine deutliche Steigerung. Dies ermögliche eine deutlich verbesserte Datenqualität, betonte das CDP.