Wer eine Reise plant, braucht keine teure Extra-Versicherung für seine Siebensachen abzuschließen. Verbraucherschützer verweisen stattdessen auf die Hausratversicherung.

München. Die Reisegepäck-Police, die den Verlust von Koffern, Rucksäcken oder Taschen ersetzen soll, springe im Ernstfall so gut wie nie ein, winken Verbraucherschützer ab. Was viele Reisende nicht wissen: Ihr Gepäck ist im Hotelzimmer oder Ferienhaus weitgehend über die Hausratversicherung mitgeschützt, auch im Ausland.

Wer glaubt, sich mit Hilfe einer speziellen Reisegepäckversicherung umfassend gegen Gepäck- und Wertsachenverlust im Urlaub absichern zu können, der irrt gewaltig, betont Expertin Lawrence: „Wenn's drauf ankommt, nutzt die teuerste Gepäck-Police nix.“ Versicherte sind nämlich gehalten, so gut auf ihre Reiseutensilien aufzupassen, dass sie gar nicht gestohlen werden können. Einmal weggeschaut – schon blockt der Versicherer wegen grober Fahrlässigkeit.

Wer eine Hausratpolice habe, solle deshalb unbedingt in seinen Bedingungen nachschauen, rät Katharina Lawrence von der Verbraucherzentrale Hessen. Bei Verträgen ab 1992 sind laut Europäischem Verbraucherzentrum in Kiel in der Regel Reisegepäck und Wertsachen bis zu drei Monate mit zehn Prozent der Versicherungssumme, maximal bis zu 10.000 Euro mitversichert – ob im Hotelzimmer oder im Ferienhaus. Dieser Passus gilt weltweit. Ältere Policen sind oft auf Europa beschränkt.

Kein Versicherungsschutz für Camper

Die Absicherung über die Hausratversicherung greift, sobald Langfinger gewaltsam in die Ferienunterkunft einsteigen und stehlen, wie der Bund der Versicherten (BdV) betont. Auch für Verluste wegen Brand, Sturm, Hagel oder Raub am Urlaubsort kommt die Assekuranz auf. Ein einfacher Diebstahl, bei dem weder Raum noch Behältnisse aufgebrochen werden, ist dagegen meist nicht mitversichert. Auch Besitzer von Wohnmobilen können nach einem Einbruch nicht auf ihre Hausratpolice bauen. Gleiches gilt, wenn man auf der Straße oder im Restaurant bestohlen wird.

Werde das Auto im Urlaub aufgebrochen und Gepäck entwendet, zahle der Hausratversicherer nur, wenn der Wagen in einem Parkhaus stand, erläutert der BdV weiter. Stand das Auto an der Straße oder auf einem öffentlichen Parkplatz, gibt es normalerweise keinen Cent - es sei denn, der Einbruch-Diebstahl war ausdrücklich mitversichert.

Nach den Regeln der Reisegepäckversicherer darf ein Urlauber beispielsweise niemals seinen Koffer neben sich stellen, sondern nur zwischen die Beine klemmen. Höchstens beim Diebstahl aus einer solchen Position heraus würde der Schaden zum Zeitwert oder anteilig ersetzt. Ein Laptop muss im Zug mit in die Toilette, eine Kamera darf nicht über die Schulter gehängt, sondern muss am Körper befestigt werden. Sonst gibt es jeweils Ärger bei der Schadenregulierung. Für Wertsachen wie Schmuck gelten weitere Beschränkungen. Bargeld oder Dokumente werden ohnehin nicht ersetzt.

"Gepäckversicherung ist reiner Kostenfaktor"

Die „Niemals-Geld-Police“, wie der Schutz fürs Gepäck auch spöttisch heißt, „ist ein reiner Kostenfaktor und deshalb recht überflüssig“, meint Lawrence. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, die wichtigen Urlaubsrisiken lieber ganzjährig gezielt statt im kurzlebigen Rundumschlag abzusichern. Die Rundum-Sorglos-Pakete, die beim Buchen gern als gebündelter Sicherheitsmix mitverkauft werden, sind nicht nur kostspielig, weil sie lediglich für die paar Ferienwochen gelten. Sie enthalten meist auch Absicherungen, die ein Großteil der Reisenden ohnehin schon hat oder leicht aussortieren könnte – wie etwa die Gepäckversicherung.

Wer bereits eine private Haftpflicht hat, braucht keine spezielle Lösung für die Reise mehr. Diese Police sollte ohnehin für alle Bundesbürger ein „Muss“ sein. Auch die in vielen Paketen enthaltene Reiseunfallversicherung mache wenig Sinn, so der BdV. Die vereinbarten Schadensummen seien meist zu gering angesetzt.

Wer sich gegen Unfälle absichern will, sollte auch das ganzjährig tun. Ratsam bei teuren Reisen und für Frühbucher kann dagegen die Reiserücktrittsversicherung sein. Am wichtigsten ist aber die Auslandskrankenversicherung. Das eigene Leben und die Gesundheit gehörten besser abgesichert als das Gepäck, gibt Bianca Boss vom BdV zu bedenken.