Elf Jahre lang hat Frau B. ihre fondsgebundene Rentenversicherung bespart. 6750 Euro legte sie an, um im Alter eine schöne Zusatzrente zu haben. Pustekuchen.

Die Kurseinbrüche an der Börse, teure Gebühren und hohe Provisionen haben den Traum vom Finanzpolster platzen lassen wie eine Seifenblase.

Wie Frau B. ergeht es zurzeit Tausenden Versicherten, die in fondsgebundene Rentenversicherungen investiert haben. "Viele Leute sind schockiert und in Panik", weiß Michael Wortberg, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Bei dieser Altersvorsorge hängt die spätere Rente stark davon ab, wie gut der Aktienfonds gelaufen ist. Doch viele Kunden wussten bei Abschluss gar nicht, dass sie mit ihrem Modell an der Börse spekulieren. Und viel Geld verlieren können.

In den neuen Pflichtmeldungen der Versicherer zur Wertentwicklung sehen es die meisten jetzt erstmals schwarz auf weiß: Ihr Vertrag steckt tief im Minus, so manche Altersvorsorge ist momentan nur noch die Hälfte wert oder noch weniger. Ob Verluste von bis zu 80 Prozent bis zum Rentenbeginn wieder gut gemacht und wenigstens noch ein paar Euro Rente drin sind, steht für viele Sparer in den Sternen. Im schlimmsten Fall ist viel Geld einfach weg.

"Wir stellen häufig fest, dass man nicht verstanden hat, auf welches Produkt man wirklich gesetzt hat", berichtet auch Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen.

Keiner weiß, ob und wie viel Rente rauskommt

Viele Anleger denken, dass sie mit einer fondsgebundenen Rentenversicherung eine ähnlich sichere Altersvorsorge wie die herkömmliche klassische Rentenversicherung an Land gezogen haben, nur mit besonderen Gewinnchancen an der Börse. So wird das Produkt auch gern verkauft.

Aber weit gefehlt, denn bei der Fondsvariante geht es nicht um sichere Zinsanlagen, sondern um ein Investment in Aktienfonds, in Anleihen oder Immobilien. Den Sparanteil des Beitrags legt ein Fondsmanager an, nicht die Versicherung. Das volle Risiko trägt auch nicht der Anbieter, sondern der Kunde. Bei guter Wertentwicklung darf er sich über ordentliche Renditen freuen, bei schlechter - wie jetzt - müssen herbe Verluste verkraftet werden.

Im Gegensatz zur klassischen Rentenversicherung weiß der Versicherte deshalb auch bis zum Ruhestand nicht, ob und wenn ja, mit wie viel Rente er eigentlich rechnen kann. "Für jemanden, der sehr sicherheitsorientiert ist, eignet sich das Produkt nicht", warnt Dorothea Mohn vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv). Nur Sparer, die eine Fondsrente mit Garantie gewählt haben, können sich in vielen Fällen wenigstens darauf verlassen, dass ihre Einzahlungen erhalten bleiben.

Was Frau B. und die vielen anderen zusätzlich in die Bredouille gebracht hat, sind die immensen Kosten der Fondsrente, die zum Teil doppelt so hoch sind wie herkömmliche Rentenpolicen. "Schuld an der Misere ist nicht nur die Börse, sondern auch die hohen Abschlussprovisionen und Verwaltungsgebühren", sagt Gottschalk. Das zehre massiv. "Von 100 Euro im Monat kommen vielleicht nur 83 Euro im Fonds an, der Rest geht vorher schon drauf."

Beitragsfrei oder Ende mit Schrecken

Wer aus seiner fondsgebundenen Altersvorsorge raus will, sollte sich unbedingt beraten lassen, betont Verbraucherschützer Wortberg. Eine übereilte Kündigung aus Panik sei nicht ratsam. "Dann kann alles Eingezahlte hin sein", warnt der Fachmann. Oft sei es besser, den Vertrag erst einmal beitragsfrei zu stellen und erst nach einer Kurserholung zu kündigen. Voraussetzung: Der Vertrag hat die vorgeschriebene beitragsfreie Mindestsumme bereits erreicht.

Kleiner Trost: Wer sich dazu entschließt, weiter zu sparen und Verlorenes aufzuholen, bekomme in diesen Zeiten wenigstens mehr Fondsanteile fürs gleiche Geld, so Wortberg.

Vor allem bei jüngeren Policen könne es allerdings sinnvoll sein, schnellstmöglich die Reißleine zu ziehen und sich für ein verlustreiches Ende mit Schrecken zu entscheiden, betonen die Verbraucherschützer. Dann bleibe noch Zeit genug, eine neue, weniger risikoreiche Altersvorsorge aufzubauen.