Sie sind die Mutmacher der Stadt. Menschen, die sich in schwierigen Zeiten ihre eigene Existenz aufbauen. Abendblatt.de hat vier von ihnen besucht und stellt ihre Ideen vor.

Hamburg. Claudia Kay (41) und Petra Schumann (42) glauben zu wissen, was Frauen sich wünschen. Deshalb haben die Hamburgerinnen in der Innenstadt ein Geschäft mit dem Namen "Was Frauen wollen" eröffnet. Die Idee: Männer bei ihrer Geschenkauswahl zu unterstützen. "Wir sind sicher, eine Marktlücke gefunden haben", sagt Petra Schumann.

Sie und ihre Partnerin sind so von dem Geschäft überzeugt, dass sie sich auch nicht von der Finanzmarktkrise und der drohenden Konsumflaute beeindrucken lassen. "Abschwünge kommen immer wieder, wann ist schon der richtige Zeitpunkt für eine Unternehmensgründung."

Der Mut zur Selbstständigkeit dürfte im kommenden Jahr zunehmen. "Gerade in Krisenzeiten machen sich mehr Menschen selbstständig, während bei einer guten Wirtschaftslage die Existenzgründungen eher rückläufig sind", sagt Rolf Steil, Direktor der Hamburger Agentur für Arbeit. Im kommenden Jahr rechnet er deshalb mit vielen Mutigen, die den Schritt wagen. "Bisher haben wir noch das gleiche Budget eingeplant", sagt er. Zur Mitte oder zum Ende des Jahres könnten es deutlich mehr werden.

Dabei ist Hamburg im Bereich Existenzgründungen bereits bundesweit führend. "Man kann mit gutem Gewissen behaupten, dass Hamburg die Hochburg der Existenzgründer ist", sagt Steil. "Hier bewegt sich mehr als in Städten wie Berlin oder München." In diesem Jahr haben 3420 Gründer von der Arbeitsagentur einen Gründungszuschuss erhalten. Sie alle kamen aus der Arbeitslosigkeit, sagt Steil nicht ohne Stolz in der Stimme. 44 Millionen Euro seien dafür ausgegeben worden.

Auch die Hamburger Sparkasse (Haspa) unterstützt in der Hansestadt Existenzgründer. Hier wurden im vergangenen Jahr 300 Unternehmensgründungen finanziert. Insgesamt vergab die Bank knapp 55 Millionen Euro an Krediten für Neugründungen und Übernahmen. "Das ist so viel wie seit sechs Jahren nicht", sagt Stefanie Pump, Leiterin des StartUp-Centers bei der Haspa. Sie und ihre Kollegen würden von Kreditbewerbern einen Businessplan und eine entsprechende Qualifikation erwarten. "Auch die Persönlichkeit ist uns wichtig", so Pump.

Die Expertin rät allen Interessierten, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. "Wir brauchen mehr Menschen, die diesen Mut beweisen." Auch Steil von der Arbeitsagentur kann trotz des Abschwungs nicht von der Selbstständigkeit abraten. "Hamburg ist ein guter Markt für Gründungen", sagt er. "Was zählt ist die Idee und Umsetzung." Nur aus der Not der Arbeitslosigkeit heraus sollte niemand diesen Schritt wagen.

Das weiß auch Dagmar Henheik (51), die Anfang Februar eine Naturheilpraxis übernimmt. "Ich habe vorher genau untersucht, wie der Markt vor Ort ist", sagt sie. Als gelernte Kinderkrankenschwester will sie sich vor allem mit Kindern befassen: "In diesem Bereich gibt es in dem Stadtteil noch viel Bedarf."