Seit sich die Krise im Herbst 2008 so richtig ausgewachsen hat, ist Gold als Geldanlage gefragt wie lange nicht. Experten meinen: “Der Run auf Gold ist ungebrochen - und es gibt noch viel Spielraum.“
Frankfurt. Seit sich die Krise im Herbst 2008 so richtig ausgewachsen hat, ist Gold als Geldanlage gefragt wie lange nicht. "Der Run auf Gold ist ungebrochen", sagt Steffen Orben, einer der beiden Geschäftsführer der Deutschen Börse Commodities, die sich gemeinsam mit Banken um die Vermarktung des Rohstoffes kümmert. "Und es gibt noch viel Spielraum."
In der Wirtschaftskrise der 1930er-Jahren habe ein Anleger durchschnittlich 15 bis 20 Prozent Gold in seinem Portfolio gehabt, heute seien es nur 0,1 Prozent. Allein in Deutschland wurde Schätzungen zufolge 2008 die Rekordmenge von bis zu 100 Tonnen Goldbarren und -münzen gekauft - gut das Vierfache eines normalen Jahres. Weltweit kletterte die Goldnachfrage 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 87 Prozent.
"Seit dem vierten Quartal 2008 sehen wir einen deutlichen Anzug der Nachfrage - gemessen an der Größe der Orders müssen das institutionelle Investoren sein", sagt Orben. Teilweise würden bis 500 Kilogramm auf einmal gekauft.
Mitte März: Rekordwert von 1033 Dollar je Feinunze
Die Erschütterung der Märkte und die Talfahrt an den Börsen ließen viele Anleger umdenken: Sie schichteten Vermögen um, obwohl es für Gold weder Zinsen noch Dividenden gibt. Der Goldpreis schnellte Mitte März 2008 auf den Rekordwert von 1033 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Seit Wochen hält er sich knapp unter 900 Dollar (680 Euro).
Edelmetallhändler wie Pro Aurum in München mussten ihre Kunden wegen leerer Lager zeitweise vertrösten. Auch der Edelmetallkonzern Heraeus in Hanau, dessen Kunden Banken und Großhändler sind, stieß an Kapazitätsgrenzen. "Wir haben nach wie vor wochenlange Wartezeiten bei Barren", sagt der Verkaufsleiter von Heraeus, Wolfgang Wrzesniok-Roßbach.
Viele Anleger suchten im Gold "die ultimative Sicherheit", sagt er. "Wer seit Herbst 2008 Gold kauft, ist getrieben vom Sicherheitsgedanken: Gold als sicherer Hafen." Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers Mitte September hatte Panik ausgelöst.
Doch so gut wie alle Experten warnen zugleich vor der Hoffnung auf schnellen Reichtum. "Gold kann man in gewisser Weise als Versicherung sehen, man sollte es aber nicht überschätzen und alles darauf setzen", sagt DZ-Bank-Analyst Gabor Vogel.