Verbraucherschützer warnen vor langer Bindung an niedrig verzinste Produkte. Doch Kunden wollen Sicherheit.

Hamburg. Bausparen gewinnt als sichere Geldanlage immer mehr an Ansehen. Die als spießig geltende Anlage hat 2008 einen Boom erlebt. Jetzt rechnen die Bausparkassen damit, dass sich diese Entwicklung 2009 fortsetzt. "Der Hoffnungsträger in diesem Jahr ist Wohn-Riester", sagt Klaus Steinke von der Bausparkasse Schleswig-Holstein - Hamburg. Mit dieser Anlageform können die staatlichen Zulagen der Riester-Rente auch für die Finanzierung der eigenen vier Wände genutzt werden.

Wegen der Finanzkrise griffen die Sparer 2008 verstärkt zu Bausparverträgen. Mit 1,52 Millionen neuen Verträgen verbuchten die zehn Landesbausparkassen ein Plus von 12,5 Prozent. Die entsprechende Bausparsumme von 35,8 Milliarden Euro lag um 6,4 Prozent über dem Vorjahreswert. "Wir sind ein verlässlicher Finanzierer gerade in schwierigen Zeiten", sagt LBS-Verbandsdirektor Hartwig Hamm.

Hamburg und Schleswig-Holstein liegen leicht unter dem Bundestrend. "Bei den Verträgen verzeichnen wir ein Plus von rund zehn Prozent", sagt Steinke. Die Bausparsumme wuchs nur um fünf Prozent. "In Norddeutschland werden niedrigere Bausparsummen abgeschlossen als in Süddeutschland, begründet durch das unterschiedliche Preisniveau bei Immobilien", sagt Steinke. Häuser im Süden sind teurer.

Die privaten Bausparkassen, die Konkurrenz zur LBS, verzeichneten im Neugeschäft einen Zuwachs von 15,4 Prozent bei den Verträgen. Die Bausparsumme dieser neuen Verträge belief sich auf 62,8 Milliarden Euro - 10,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Neugeschäft kommen die privaten Bausparkassen mit Marktführer Schwäbisch Hall auf einen Marktanteil von rund 64 Prozent. "Die Sicherheit des Bausparens steht bei Sparern hoch im Kurs", sagt Andreas J. Zehnder, Vorstandsvorsitzender des Verbandes Privater Bausparkassen. "Sie haben genug von Produkten, die nur eine schnelle Rendite versprechen."

Renditeträchtig sind die Bausparverträge ohnehin nicht. Als Preis für einen niedrigen Darlehenszins von einem oder drei Prozent müssen sich die Sparer mit einem Sparzins von einem Prozent oder noch weniger in der Ansparphase abfinden. "Der niedrige Kreditzins wird also teuer erkauft, weil man viele Jahre auf eine angemessene Verzinsung verzichtet", sagt Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen. "Ich befürchte, dass viele Verbraucher im falschen Produkt gelandet sind, weil ihre Kenntnisse über die Tücken von Bausparverträgen gering sind", sagt der Verbraucherschützer. Selbst wer auf das Baudarlehen verzichte erhalte nachträglich kaum eine angemessene Verzinsung. Dirk Scobel von der Verbraucherzentrale Hamburg sieht vor allem die lange Ansparphase von acht Jahren und mehr sowie die relativ hohe Belastung in der Rückzahlungsphase im Vergleich zu einem Hypothekendarlehen mit einem Prozent anfänglicher Tilgung als Probleme des Bausparvertrags. "Günstiger sind Sparprodukte mit höherer Verzinsung, an die man schnell wieder herankommt, weil sich die Lebenssituation schnell ändern kann", sagt Scobel.

"Verbraucherschützer vergleichen Äpfel mit Birnen", sagt Alexander Nohaft, Sprecher des Verbandes der Privaten Bausparkassen. Ein Bausparvertrag sei kein Tagesgeldkonto. "Dem niedrigen Guthabenzins steht ein sehr niedriger Darlehenszins gegenüber, der garantiert wird." Was diese Zinsgarantie wert ist, hänge von der Entwicklung der Zinsen am Markt ab und könne bei Vertragsabschluss nicht eingeschätzt werden. "Aber das Wachstum der Branche zeigt, dass unsere Kunden diese Zinssicherheit sehr hoch einschätzen", sagt Nohaft.