Es trifft die “ineffizientesten und damit teuersten“ Standorte: Mit dem Aus für die Produktion in Hannover und dem französischen Clairoix reagiert Continental auf den Nachfrageeinbruch bei Lkw- und Pkw-Reifen. “Es gibt keine Alternative“, hieß es. 1900 Arbeitsplätze fallen weg.

Frankfurt am Main. Continental streicht die Reifenproduktion in Europa drastisch zusammen. In Hannover und im französischen Clairoix fallen insgesamt 1900 Stellen weg. Dem Kahlschlag fällt auch die letzte am Firmensitz in Hannover verbliebene Reifen-Produktionslinie zum Opfer, in der Ende des Jahres der letzte Lkw-Reifen vom Band rollen soll, wie Conti am Mittwoch mitteilte. "Die Maschinen werden abgebaut", sagte ein Sprecher.

Conti reagiert damit eigenen Angaben zufolge auf den Einbruch der Nachfrage nach Lkw- und Pkw-Reifen. Conti könnte in diesem Jahr 15 Millionen Pkw-Reifen und 1,7 Millionen Nutzfahrzeugreifen mehr produzieren als zu verkaufen seien. Aus diesem Grund würden nun die ineffizientesten und damit teuersten Standorte geschlossen.

"Der Konzern geht davon aus, dass der Markt nicht in dem Umfang anziehen wird, dass alle Kapazitäten kurz- bis mittelfristig wieder optimal ausgelastet werden können", sagte Reifen-Vorstand Hans-Joachim Nikolin. "Es gibt keine Alternative." In der Reifenproduktion von Conti wird teilweise seit Oktober kurzgearbeitet.

Gewerkschaft protestiert

Conti hält in Europa Kapazitäten für vier Millionen Lkw- und 87 Millionen Pkw-Reifen vor. Im Februar war die Lkw-Produktion in Deutschland um fast zwei Drittel geschrumpft, der Bedarf an neuen Pkw-Reifen in Europa ging in den ersten zwei Monaten des Jahres um 30 Prozent zurück. Der weltgrößte Lastwagen-Hersteller Daimler kündigte am Mittwoch Kurzarbeit für alle Werke in Deutschland von Ostern bis zu den Sommerferien an.

Die Abbaupläne von Conti sollen nun mit den Arbeitnehmervertretern besprochen werden. Der Vorsitzende der Gewerkschaft IG BCE, Hubertus Schmoldt, kündigte Widerstand an. Er bezeichnete das Vorhaben als "in jeder Hinsicht verfehlt" und forderte eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung. Der Conti-Sprecher sagte, das operative Geschäft sei Sache des Vorstands. Die Pkw-Reifen-Produktion in Hannover-Stöcken, um die lange gekämpft worden war, wurde bereits vor gut einem Jahr nach Osteuropa verlagert.

Der Conti-Sprecher wies einen Zusammenhang der Pläne mit einem möglichen Verkauf der Reifensparte zurück. Der kürzlich zurückgetretene Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg hatte eine Abspaltung der Gummi-Sparte organisieren sollen. Deren Verkauf gilt in der Rezession aber als kaum lukrativ, auch wenn Konkurrenten wie Pirelli Interesse bekundet haben.

In Clairoix nordöstlich von Paris fertigt Continental acht Millionen Pkw-Reifen im Jahr. Dort soll die Produktion mit 1120 Mitarbeitern in zwei Schritten frühestens Ende März des nächsten Jahres auslaufen. Im slowakischen Puchov soll die Produktion von Lkw-Reifen um 20 Prozent gedrosselt werden.