Die Zukunft von Schaeffler hängt am seidenen Faden. Die Lage des schwer angeschlagenen Autozulieferers, der sich mit der auf Pump finanzierten...

Herzogenaurach. Die Zukunft von Schaeffler hängt am seidenen Faden. Die Lage des schwer angeschlagenen Autozulieferers, der sich mit der auf Pump finanzierten Übernahme von Continental total verhoben hat, ist dramatisch, die bisherigen Alleineigentümer Maria-Elisabeth Schaeffler und Sohn Georg stehen vor einem Scherbenhaufen. In der Branche wird damit gerechnet, dass die Banken bald die Kontrolle über die Herzogenauracher Gruppe übernehmen. Darüber hinaus steht nun sogar zur Debatte, die Conti-Übernahme rückgängig zu machen. Damit wäre das Desaster für den Familienkonzern vollkommen.

Nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" hat das Landgericht Hannover gestern Abend die Machtübernahme Schaefflers im Aufsichtsrat von Continental vorerst gestoppt. Rolf Koerfer, juristischer Chefberater des Familienkonzerns, werde nicht wie geplant am Freitag den Aufsichtsratsvorsitz übernehmen. Die Zeitung berichtete, Anlass für die vorläufige Entscheidung des Gerichts sei eine Beschwerde, dass Koerfer als Berater von Schaeffler in einen Interessenkonflikt geraten könne. Als Aufsichtsratschef müsse er allein die Conti-Interessen vertreten.

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete unterdessen, die Schaeffler-Kreditgeber erwägten eine Rückabwicklung des Conti-Kaufs und diskutierten, alle Conti-Aktien, die derzeit bei Schaeffler liegen, durch die Banken übernehmen zu lassen.

Schaeffler hatte die Übernahme damit begründet, die beiden Konzerne ergänzten sich technologisch perfekt.

Auch die IG Metall ist dieser Meinung. "Es ist sinnvoll, den Verbund zu erhalten", bekräftigte der Schaeffler-Betreuer bei der IG Metall, Wolfgang Müller. Doch ihm ist auch klar, dass die Banken das anders sehen könnten: "Eine Rückabwicklung ist durchaus vorstellbar."

Das Eigenkapital der mit mehr als zehn Milliarden Euro verschuldeten Franken ist aufgezehrt. Georg Schaeffler bezifferte den Kapitalbedarf auf bis zu sechs Milliarden Euro.