Das Drama um die Zukunft von Continental und Schaeffler spitzt sich zu. Die Fronten zwischen den Spitzen von Conti und des angeschlagenen...

Hannover. Das Drama um die Zukunft von Continental und Schaeffler spitzt sich zu. Die Fronten zwischen den Spitzen von Conti und des angeschlagenen Großaktionärs sind verhärtet. Am Freitag warf Conti-Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg endgültig das Handtuch, trat mit sofortiger Wirkung zurück - und machte aus seinem Zorn keinen Hehl. Sein Vorwurf: Schaeffler schade Continental, weil Conti in den Abwärtsstrudel der finanziell angeschlagenen Franken mitgerissen werde.

Es herrscht Chaos: Niemand weiß, wie es bei Schaeffler und Conti weitergeht. Die Gewerkschaften warnen bereits vor einer Zerschlagung und "Filetierung" der Konzerne. Schaeffler ist wegen der auf Pump finanzierten Conti-Übernahme hoch verschuldet, hat einen Kapitalbedarf von bis zu sechs Milliarden Euro und bittet um Milliardenstaatshilfen. Doch da sieht es schlecht aus. In der Politik herrscht Skepsis darüber, ob das Geld gut angelegt wäre.

Conti dagegen steht aus Sicht des Unternehmens vergleichsweise gut da - in Hannover ist man aber verärgert darüber, dass Schaeffler-Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler stets im selben Atemzug von der Schaeffler/Conti-Gruppe spricht. Dabei sei Conti bis dato gar kein Teil von Schaeffler, sondern eigenständig. Von Grünberg machte am Freitag seinem Ärger Luft. "Es zeichnet sich ab, dass Continental weiter Schaden nimmt", sagte der 66-Jährige nach einer Sitzung des Conti-Aufsichtsrats bei der Automobilsparte des Konzerns in Frankfurt. Und: "Wir laufen Gefahr, in das Schaeffler-Problem hineingezogen zu werden." Schaeffler sei der Forderung nach einem tragfähigen Zukunftskonzept nicht nachgekommen und stattdessen auf Konfrontationskurs gegangen.

Schaeffler wies die Vorwürfe zurück. Grünberg habe das Vertrauen im Aufsichtsrat verloren, sagte ein Sprecher in Herzogenaurach. Das Zukunftskonzept habe auf der Sitzung nicht zur Debatte gestanden.

Doch auch in der Politik herrscht wegen des ausbleibenden Konzepts zunehmend Skepsis mit Blick auf mögliche Staatshilfen. "Wir werden uns nicht allein mit Drohszenarien und ohne Antworten unter Druck setzen lassen", sagte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) der "Wirtschaftswoche". Er brachte stattdessen eine Insolvenz als Alternative ins Gespräch. Dies bedeute nicht automatisch den Untergang eines Unternehmens.

Bei der Frage, wie es weitergeht, spielt die Conti-Hauptversammlung eine Rolle. Es gilt nämlich als durchaus möglich, dass die Schaeffler-Gruppe - die knapp unter 50 Prozent an dem Unternehmen hält - bis dahin die Kontrolle über die Conti verloren hat. In der Branche wird damit gerechnet, dass die Schaeffler-Banken Kredite in Eigenkapital, also Aktien und Anteile, umwandeln und damit das Sagen bekommen. Es gilt sogar als möglich, dass die Continental-Übernahme wieder rückgängig gemacht wird. Als Nachfolger von Grünberg steht eigentlich bereits seit Ende Januar der Schaeffler-Berater Rolf Koerfer fest.