Der Autozulieferer reagiert auf massive Einbrüche im Reifengeschäft und schließt zwei Werke.

Hannover. Der Autozulieferer Continental reagiert auf massive Einbrüche im Reifengeschäft und schließt zwei Werke. Die Lkw-Reifenproduktion im Stammwerk Hannover mit 780 Beschäftigten werde zum Jahresende eingestellt. Zudem soll im französischen Werk Clairoix im März 2010 die Herstellung von Pkw-Reifen beendet werden, teilte Conti gestern mit. Dort sind 1120 Mitarbeiter betroffen. Zudem wird die Reifenproduktion in der Slowakei um 20 Prozent zurückgefahren.

"Wir haben verschiedene Optionen geprüft und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Reifendivisionen nur durch die Schließung der beiden Werke mit den höchsten Kosten zu halten ist. Das sind für Pkw-Reifen Clairoix und für Nutzfahrzeugreifen Hannover", sagte Conti-Vorstandsmitglied Hans-Joachim Nikolin. Europaweit drosselt das Unternehmen die Herstellung von Nutzfahrzeugreifen um 27 Prozent. Ende 2007 wurde in Hannover bereits die Pkw-Reifenproduktion eingestellt.

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) kritisierte die angekündigte Werkschließung in Hannover-Stöcken als konzeptlos und "in jeder Hinsicht verfehlt" und forderte eine Sondersitzung des Conti-Aufsichtsrates. Der Betriebsrat, die Belegschaft und die IG BCE würden alles tun, um Entlassungen zu vermeiden und die Produktion in Stöcken zu halten. "Der Vorstand wäre gut beraten, mit uns nach vernünftigen Alternativen zu suchen, statt auf Konfrontationskurs zu gehen", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft, Hubertus Schmoldt.

Mit großer Sorge reagierte Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD) auf die angekündigte Schließung. Er richtete die "dringende Bitte" an den Conti-Vorstand, "alle arbeitsmarktpolitischen Möglichkeiten" für die Beschäftigten auszuschöpfen. "Für Hannover bedeutet die Streichung von 780 Conti-Arbeitsstellen einen herben Verlust", sagte Weil.

Für das Harburger Contitech-Werk haben die Schließungen jedoch keine Auswirkungen. "Harburg liefert kein Gummi nach Hannover", sagte Continental-Specher Mario Töpfer dem Abendblatt.

Unterdessen kündigten die Manager des Autozulieferers an, dass sie aus Solidarität mit den kurzarbeitenden Beschäftigten einen Tag im Monat umsonst arbeiten und auf fünf Prozent ihres Gehalts verzichten wollen. Den Vorschlag des Vorstandes würde wohl ein Großteil der mehr als 1000 Führungskräfte in Deutschland akzeptieren, bestätigten Firmenkreise einen Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung".