Geschenke für unter 100 Euro stark gefragt. Auch Elektronik begehrt. Experten erwarten starken Schlussspurt.

Hamburg. Trotz immer neuer Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft läuft das Weihnachtsgeschäft für den Einzelhandel erheblich besser als befürchtet. "Die Finanzkrise ist noch nicht zur Konsumkrise geworden", sagte Ulf Kalkmann, Geschäftsführer des Hamburger Einzelhandelsverbands, am Sonntag dem Abendblatt. "In den Läden merkt man bislang nicht so richtig, dass die Menschen sich beim Konsum zurückhalten." Kalkmann erwartet daher, dass bei den Umsätzen im Weihnachtsgeschäft das Vorjahresergebnis "erreicht oder zumindest knapp erreicht" wird: "Vor dem Hintergrund der eher düsteren Aussichten sind wir jedenfalls durchaus zufrieden."

Zwar sei der vergangene Adventssonnabend etwas schwächer gewesen als die Wochenenden zuvor. "Aber ich gehe davon aus, dass der Montag und der Dienstag noch einmal richtig Umsatz bringen, weil viele Menschen dann schon frei haben."

Kalkmann kann nur vermuten, warum die von manchen prognostizierte Kaufzurückhaltung vor Weihnachten nicht eingetreten ist: "Ich denke, die Verbraucher sagen sich: Dies ist ein Freudenfest; wir wollen es auch diesmal so feiern, wie wir es kennen - und blenden die schlechten Nachrichten aus."

Hinzu komme, dass die meisten Menschen eine Verschlechterung der Wirtschaftslage wenigstens bislang noch nicht an ihrem eigenen Portemonnaie spürten und dass zudem das Benzin zuletzt wieder sehr viel günstiger geworden sei, was der Kaufkraft zugute komme. Einer Studie der Postbank zufolge lässt der Preisverfall bei Benzin und Heizöl den Deutschen immerhin zehn Prozent mehr Geld für ihre Weihnachtseinkäufe.

Beliebt seien in diesem Jahr "vor allem die kleineren Dinge" um die 100 Euro, zum Beispiel Parfüms, Lederwaren oder nicht so teure Schmuckstücke. Doch auch technische Geräte seien nach wie vor sehr gefragt: Tragbare Computer und Zubehör, Blu-Ray-DVD-Player, Flachbildfernseher, Navigationsgeräte und Handys.

Nicht nur in Hamburg, sondern auch im übrigen Norddeutschland verläuft das Weihnachtsgeschäft bislang vergleichsweise gut. "Bisher ist von der wirtschaftlichen Krise noch nichts zu spüren", sagte der Geschäftsführer des Einzelhandelverbandes Niedersachsen, Hans-Joachim Rambow. "Das Geschäft läuft gut, sogar etwas besser als an den ersten drei Adventswochenenden."

Die Weihnachtsmärkte und das gute Wetter hätten viele Kauflustige in die Innenstädte gelockt, darunter auch viele Touristen. "Unsere Erwartungen scheinen sich zu erfüllen", sagte Rambow. Von Konsumschwäche gebe es keine Spur. "Wir werden quasi überrannt", sagte der Filialleiter des Thalia-Buchhauses in Braunschweig, Jens Großkopf: "Bücher sind die großen Gewinner der Finanzkrise. Statt großer Geschenke setzen die Menschen verstärkt auf Kleinigkeiten - wie eben auf Bücher." Im Süden zeigt sich das gleiche Bild: "Wir haben an den Weihnachtsmann geglaubt und sind bislang nicht enttäuscht worden", sagte der Geschäftsführer des Landesverbands des Bayerischen Einzelhandels, Bernd Ohlmann.

Und nach Angaben der Hauptgeschäftsführerin des Einzelhandelsverbandes Baden-Württemberg, Sabine Hagmann, lief es auch im Südwesten sehr gut: "Im Grunde kenne ich keine Branche, die nicht zufrieden wäre." Hagmann geht sogar von einem Plus im Weihnachtsgeschäft aus. Die Menschen hätten sich nicht von der Panikmache infolge der Finanzkrise verunsichern lassen.

Ungeachtet der wegen vergleichsweise hoher Tarifabschlüsse und niedriger Inflationsrate weiter steigenden Kaufkraft muss sich der Einzelhandel für 2009 aber offenbar auf sinkende Umsätze einstellen, weil sich die Wirtschaftskrise dann doch bemerkbar machen werde.

"Ich fürchte, dass wir ganz schwierige Zeiten vor uns haben", sagte Ulf Kalkmann. Er rechnet daher schon für die kommenden Monate mit regelrechten "Rabattschlachten", um die Kunden bei der Stange zu halten.