Eines wird die Rezession im kommenden Jahr bringen: 700 000 Arbeitslose mehr. Das zumindest meint die Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die deutsche Wirtschaft werde zudem um 0,9 Prozent schrumpfen, sagte die OECD in Paris in ihrer halbjährlichen Wirtschaftsprognose voraus.

Paris. Deutschland werde insbesondere durch die starke Abhängigkeit seiner Wirtschaft von Exporten "hart getroffen". Um die Krise abzufedern, könnte die Bundesregierung laut OECD ihr Konjunkturpaket "noch nachbessern". Hilfen für die Autobranche lehnt die Organisation ab.

Mit ihrer Prognose ist die Organisation deutlich pessimistischer als die Bundesregierung, denn diese sagte noch ein Wachstum von etwa 0,2 Prozent voraus.

Der OECD zufolge wird der Abschwung die größte Volkswirtschaft der Euro-Zone vor allem in der ersten Jahreshälfte treffen und sich die Wirtschaft danach allmählich wieder erholen. 2010 werde es dann nach den nicht kalenderbereinigten Zahlen wieder ein Wachstum von 1,3 Prozent geben. Kalenderbereinigt sagte die OECD ein Schrumpfen der Wirtschaft um 0,8 Prozent im kommenden Jahr und ein Wachstum von 1,2 Prozent im Jahr 2010 voraus.

Die Industrieländer würden derzeit womöglich von der "schlimmsten Rezession seit 40 Jahren getroffen", sagte Chefvolkswirt Klaus Schmidt-Hebbel. Schon heute lasse sich sagen, dass sie definitiv "tiefer und schwerer" als die letzte große Rezession von 1982/83 sei. Die Reaktion der Bundesregierung mit einem Konjunkturpaket bewertet die OECD als grundsätzlich richtig. Womöglich sei dieses mit zwei Jahren aber zu lang angelegt, sagte der OECD-Deutschlandexperte Andreas Wörgötter. "Es könnte eher den Aufschwung 2010 stärken als den Abschwung 2009 zu verringern." Auch könnte das Paket "eventuell" auch noch "etwas größer sein". Wichtig sei, dass es zeitlich stark begrenzt sei und die Haushaltskonsolidierung nicht grundsätzlich in Frage stelle.

Die OECD sprach sich ausdrücklich gegen Hilfen für einzelne Branchen wie die Autoindustrie aus. Die staatlichen Hilfen müssten auf den Finanzsektor beschränkt bleiben, sagte Schmidt-Hebbel. Denn nur dort gebe es bei Pleiten anders als im Industrie- und Dienstleistungssektor das Risiko von einer Kettenreaktion in der Gesamtwirtschaft. Positiv bewertete die OECD Großbritanniens Plan, die Mehrwertsteuer vorübergehend abzusenken, um den Konsum anzukurbeln. Noch besser wären laut Schmidt-Hebbel gezielte Unterstützung von sozial schwachen Haushalten, etwa mit Schecks der Regierung.

In Deutschland sieht die OECD allerdings gerade beim Konsum einen Hoffnungsschimmer. Die privaten Konsumausgaben würden "trotz der ungünstigen Kredit- und Arbeitsmarktbedingungen weiter moderat zunehmen", hieß es. Grund sei, dass die meisten der jüngst erfolgten höheren Lohnabschlüsse "bis weit in das Jahr 2009 hinein wirken" würden. Hinzu kämen sinkende Preise, die den Realwert der Lohnzuwächse "über die ursprünglichen Erwartungen hinaus anhebt". Die OECD geht dabei davon aus, dass sich die Inflation auf einen Wert von unter 1,5 Prozent verringern wird.