Die Diskussion um eine mögliche Milliardenbürgschaft für Opel zieht immer weitere Kreise. Neben Vorschlägen, Opel aus der angeschlagenen...

Berlin/Frankfurt. Die Diskussion um eine mögliche Milliardenbürgschaft für Opel zieht immer weitere Kreise. Neben Vorschlägen, Opel aus der angeschlagenen US-Konzernmutter General Motors (GM) herauszulösen, werden Rufe nach einer europaweiten Lösung für Autobauer laut. Die EU-Kommission will heute vor dem Europaparlament eine Erklärung zur Lage der Branche abgeben.

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete unter Berufung auf Verhandlungskreise, "im schlimmsten anzunehmenden Fall" würde Opel sogar 1,8 Milliarden Euro an Bürgschaften brauchen. GM-Europachef Carl-Peter Forster hatte das erbetene Bürgschaftsvolumen am Montagabend auf "etwas mehr als eine Milliarde Euro" beziffert.

Opel betont, es gehe nur um eine Vorsorge für den Fall einer Insolvenz der amerikanischen Konzernmutter. Die Bundesregierung will bis Weihnachten über die Gewährung einer Bürgschaft entscheiden. Unterdessen haben Bund und Länder eine Aufteilung der Lasten bei der möglichen Opel-Bürgschaft aufgeschoben: Dies soll erst bei der Entscheidung über die Gewährung von Hilfen geregelt werden.

Opel-Chef Hans Demant erteilte den vielen Vorschlägen für eine Abtrennung von Opel von GM eine klare Absage. Man sei bald 80 Jahre Teil des Konzerns, da seien Strukturen gewachsen, sagte Demant dem Rundfunksender Bayern2. So befindet sich in Rüsselsheim das zweitgrößte Entwicklungszentrum von GM mit weltweiter Bedeutung. Allein die Einkünfte aus den 1,6 Millionen verkauften Autos in Europa würden nicht ausreichen, "um die Gesamtentwicklung, die wir machen müssen, zu bezahlen. Das heißt, es macht keinen Sinn, ein Unternehmen in unserer Größe völlig selbstständig zu machen", resümierte Demant. "Als Teil eines großen Konzerns zu agieren, hat eine ganze Menge Vorteile, sowohl für Opel als auch für unsere Mitarbeiter." Der Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz betonte: "Der zentrale Punkt ist, General Motors würde uns nicht gehen lassen."

Unter anderem hatte der Wirtschaftsweise Peter Bofinger vorgeschlagen, der deutsche Staat solle Opel GM zeitweise abkaufen. Auch der Autoexperte Wolfgang Meinig sagte in einem dpa-Gespräch, eine schnelle Abspaltung von Opel sei der einzige Weg aus der Krise.

Hintergrund dieser Vorschläge ist auch die Sorge, deutsche Staatsmittel könnten an die Not leidende Konzernmutter abfließen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zur zentralen Bedingung für eine Bürgschaft gemacht, dass dies verhindert wird. Da Opel eine 100-prozentige GM-Tochter ist, gilt es bei Experten jedoch als schwierig, die internen Konzernströme zu kontrollieren. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) rief zu einer gesamteuropäischen Lösung für die Autoindustrie auf. "Es ist deutlich geworden, dass die Autobranche in Deutschland, Europa und weltweit vor einer schweren Absatzkrise steht", sagte er.

Vertreter von Bund und Ländern trafen sich gestern zu einem Gespräch über eventuelle Bürgschaften für Opel. Konkrete Ergebnisse gab es nicht. "Alle Beteiligten ziehen an einem Strang", sagte der hessische Finanzstaatssekretär Walter Arnold. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe arbeite zügig an den Details. Bei Opel sind an den vier Standorten Rüsselsheim (Hessen), Bochum (NRW), Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz) und Eisenach (Thüringen) rund 25700 Mitarbeiter beschäftigt.