Hohe Verluste durch Lehman-Pleite. Experten beruhigen: Die Einlagen der Sparer sind sicher.

Hamburg. Schlechter hätte die Berichtssaison für die deutschen Banken nicht beginnen können: Ausgerechnet die Postbank ist heftiger in die Finanzmarktkrise verstrickt als bisher angenommen. Das Institut, das mit 15 Millionen Kunden und Spareinlagen von 63 Millionen Euro als Hort der deutschen Sparer gilt, ist tief in die roten Zahlen gerutscht.

Allein wegen des Zusammenbruchs der US-Bank Lehman Brothers musste die Postbank Belastungen in Höhe von 364 Millionen Euro verbuchen. Dazu kommen Wertkorrekturen unter anderem auf Aktien und faule Hypothekenpapiere. Das Minus im dritten Quartal beläuft sich insgesamt auf 449 Millionen Euro vor Steuern. "Die Höhe der Abschreibungen ist für diese Bank schon überraschend", sagt Andreas Pläsier vom Hamburger Bankhaus M.M.Warburg & CO. "Das hätte man so eher von einer Investmentbank erwartet." Die Aktionäre der Postbank mussten büßen. Rund 28 Prozent verlor die Aktie und notierte unter 14 Euro, rund die Hälfte des Ausgabekurses beim Börsengang 2004.

Auch die Kunden sind irritiert. "Ist mein Geld jetzt noch sicher?", fragen sich viele. "Die Kunden müssen sich keine Sorgen machen", sagt Nils Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. "Es werden jetzt noch mehr Banken Verluste schreiben." Das Geld der Sparer sei aber davon nicht betroffen. Die Postbank gehört zum Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken. Pro Kunde sind bis zu 1,2 Milliarden Euro abgesichert. "Zusätzlich greift die deutsche Staatsgarantie", sagt Nauhauser. "Die Postbank hat kein Liquiditätsproblem", bestätigt auch Analyst Christian Hamann von der Haspa.

Jetzt will sich das Geldhaus mit einer Kapitalerhöhung in Höhe von einer Milliarde Euro stärken, da die Verluste das Eigenkapital stark aufgezehrt haben. Die Kernkapitalquote lag Ende September nur noch bei 5,5 Prozent. "Das ist nur noch halb so hoch wie bei den Wettbewerbern", sagt Hamann. "Da die Quote schon vorher niedrig war, kommt die Kapitalerhöhung nicht überraschend", sagt der Experte.

Die neuen Aktien sollen zu einem Kurs von 18,25 Euro ausgegeben werden. Die Aktie schloss gestern bei 13,90 Euro. Hamann rät Kleinanlegern davon ab, diese Kapitalerhöhung mitzumachen. "Die Banken befinden sich immer noch in einer Abwärtsspirale", sagt er. Da der Mehrheitseigner Deutsche Post die Kapitalmaßnahme garantiert, gilt die eine Milliarde Euro als sicher. Vom Rettungspaket der Bundesregierung will Postbank-Chef Wolfgang Klein zunächst keinen Gebrauch machen. "Solange wir das privatwirtschaftlich angehen können, werden wir das auch privatwirtschaftlich lösen", sagt er. Die Deutsche Bank hält an ihrer geplanten Beteiligung von 30 Prozent an der Postbank fest. Allerdings muss sie dafür jetzt tiefer in die Tasche greifen. Zu den vereinbarten 2,8 Milliarden Euro kommen nach der Kapitalerhöhung noch 300 Millionen Euro hinzu. Künftig will die Postbank ihr Geschäft konservativer gestalten.

Das stark vom Finanzmarkt abhängige Handelsgeschäft soll reduziert und das Kundengeschäft ausgebaut werden, kündigte Klein an. "Eine vorsichtige Vergabepolitik bei Krediten wird sich abzeichnen", sagt Postbank-Sprecher Hartmut Schlegel. Experten rechnen damit, dass die Unternehmen jetzt schwerer Kredite bekommen. "Das gilt aber nicht nur für die Postbank, sondern für alle Banken und ist typisch für Abschwungphasen", sagt ein Branchenkenner. Die Postbank will auf der anderen Seite noch stärker Kundeneinlagen akquirieren. Da aber die Kunden jetzt risikoarme und damit margenschwache Produkte bevorzugen, dürfte es schwierig werden, die angepeilte Eigenkapitalrendite von zwölf bis 15 Prozent zu erreichen.

Für die nächste Zeit muss mit weiteren schlechten Zahlen von Banken gerechnet werden. Die Deutsche Bank legt am Donnerstag Zahlen vor. "Wir rechnen mit Abschreibungen von zwei Milliarden Euro und einen Quartalsverlust von 460 Millionen Euro", sagt Pläsier. Eine Woche später bilanziert die Commerzbank. Pläsier: "Die Problemposten werden hier Island und Lehman sein."