Belastungen summieren sich nun auf 2,3 Milliarden Euro. Hamburg und Kiel bekommen wohl keine Dividende.

Hamburg. Die HSH Nordbank hat im Zuge der Finanzmarktkrise weitere 500 Millionen Euro abschreiben müssen. Davon entfallen rund 120 Millionen Euro auf Geschäfte mit der in der vergangenen Woche zusammengebrochenen US-Investmentbank Lehman Brothers. Das erfuhr das Abendblatt aus Unternehmenskreisen. Bereits im ersten Halbjahr 2008 hatte das Institut Wertberichtigungen von 511 Millionen Euro verbucht, nachdem im Geschäftsjahr 2007 als Folge der US-Hypothekenkrise insgesamt 1,3 Milliarden Euro abgeschrieben wurden. Damit belaufen sich die Belastungen nun auf insgesamt gut 2,3 Milliarden Euro.

Angesichts der anhaltenden Turbulenzen am Finanzmarkt sei es weiterhin unmöglich, eine Gewinnprognose für 2008 abzugeben, hieß es von der HSH Nordbank. Somit ist unklar, ob die Anteilseigner, darunter die Freie und Hansestadt Hamburg (30,4 Prozent) und das Land Schleswig-Holstein (29,1 Prozent) mit einer Dividende rechnen können.

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Allerdings hatte Schleswig-Holsteins Finanzminister Rainer Wiegard (CDU) bereits vor einigen Tagen seine Mitarbeiter angewiesen, "ein Szenario zu entwickeln, in dem wir davon ausgehen, dass wir keine Dividende erhalten". Für den Kieler Landesetat waren für 2009 rund 68 Millionen Euro aus den Dividenden eingeplant, nachdem im Frühjahr dieses Jahres 40 Millionen geflossen waren.

Für 2007 hatte die Landesbank bei einem Jahresüberschuss von 285 Millionen Euro insgesamt 175 Millionen Euro an die Gesellschafter ausgeschüttet. Für das erste Halbjahr 2008 hatte die HSH Nordbank trotz der Abschreibungen einen Überschuss von 129 Millionen Euro ausgewiesen.

An eine Verschärfung des Anfang September verkündeten Sparprogramms, das den Abbau von 750 Arbeitsplätzen vorsieht, ist nach Abendblatt-Informationen jedoch nicht gedacht. Denn auch vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise habe sich das Geschäftsmodell der Landesbank als robust erwiesen, hieß es aus dem Umfeld des Instituts. So sei es im ersten Halbjahr gelungen, bereinigt um die Effekte aus der Krise stabile operative Erträge von 1,1 Milliarden Euro zu erwirtschaften.

Zwar wurde im Rahmen des angekündigten Restrukturierungsprogramms auch die Trennung von Randaktivitäten wie etwa der Beteiligung an den schleswig-holsteinischen Spielbanken und dem Leasinggeschäft beschlossen, zudem sollen Standorte im Ausland geschlossen werden. Am profitablen Kerngeschäft will man aber auch nach den jüngsten Abschreibungen unverändert festhalten. So ist die HSH Nordbank der weltgrößte Schiffsfinanzierer, aber auch eine regionale Firmenkundenbank mit einer Marktdurchdringung eigenen Angaben zufolge von 50 Prozent in Hamburg und Schleswig-Holstein.

Zudem sind die von dem Kreditinstitut vorgenommenen Abschreibungen nicht mit Verlusten gleichzusetzen. Basis der Wertberichtigungen sind die jeweils aktuellen Marktpreise von Wertpapierbeständen. Bei einer Erholung der Märkte sei ein "beachtliches Wertsteigerungspotenzial" vorhanden, hieß es.

Es geht hierbei um das sogenannte Kreditersatzgeschäft der Bank, ein Portfolio von aktuell etwa 22 Milliarden Euro an Unternehmens- und Wandelanleihen sowie Kreditderivaten. Dieser Bestand, der weitgehend noch aus der Zeit vor der Fusion der Hamburgischen Landesbank und der LB Kiel zur HSH Nordbank im Jahr 2003 stammt, war ursprünglich als Liquiditätspuffer für Krisenzeiten gedacht. Er war auf Basis der Einstufungen von Ratingagenturen als sehr risikoarm eingestuft worden - bis im Spätsommer 2007 die Finanzkrise ausbrach und diese Einschätzungen über den Haufen geworfen wurden.

Unterdessen verteidigte US-Präsident George W. Bush vor der UN-Generalversammlung in New York sein 700-Milliarden-Dollar-Rettungspaket für amerikanische Banken: "In den vergangenen Wochen haben wir mutige Schritte gemacht, um eine ernsthafte Zerrüttung der amerikanischen Wirtschaft zu verhindern, die verheerende Auswirkungen auf andere Volkswirtschaften in der ganzen Welt gehabt hätte."

Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy schlug einen Krisengipfel noch vor Jahresende vor. Staats- und Regierungschefs sollten "gemeinsam darüber nachdenken, welche Lehren wir aus der schwersten Finanzkrise seit den 1930er-Jahren ziehen", sagte Sarkozy vor den Vereinten Nationen in New York. Er sprach sich für einen "regulierten Kapitalismus" aus.

Filmberichte zur Finanzkrise